Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Interview mit Camille
  4/8
musik
Interview mit Camille

Wann haben Sie eigentlich realisiert, dass Sie Ihre Stimme in Zukunft als Instrument nutzen wollen?

Auf «Le Fil», denke ich, wurde mir zum ersten Mal klar, dass alles, was ich durch Musik ausdrücken möchte, vor allem durch Stimmen umsetzbar ist. Wenn ich meine Stimme als Beatbox einsetze, muss ich einem Schlagzeuger nicht versuchen zu erklären, was ich jetzt eigentlich von ihm benötige. Es fühlt sich einfach organischer an, mehr bei sich selbst. Ich denke, bereits als Baby, bevor wir eine Sprache sprechen, experimentiert man mit Klängen. Das Reden und das Singen kommen erst viel später.




Also auch eine Rückkehr zu den eigentlichen Anfängen?

Die Stimme hat soviel mit Physik zu tun. Wir werden in unserem Streben nach Etwas ja permanent auf die Grenzen aufmerksam gemacht – über die Gesetze der Physik können wir uns nicht hinwegsetzen, sei es wenn wir ein Flugzeug pilotieren oder ein Brot backen. Mit der Stimme erlebt man diese Grenzen auch immer wieder, aber auf eine fliessende Weise. Zudem ist unsere Stimme ja ein interaktives Instrument, mit dem wir Vibrationen ausstrahlen.

Und Vibrationen empfangen…

Genau. Man ist Absender, aber auch Empfänger. Wichtig ist, dass man permanent offen bleibt, um Einflüsse zu sammeln, um Dinge zu erkennen. Sie danach zu verarbeiten, das ist dann die Arbeit. Die Dinge Musik werden zu lassen.

Hört man sich die neuen Lieder wie «Gospel With No Lord» oder «Cats and Dogs» an, klingen sie zugleich sehr strukturiert und arrangiert, aber eben auch erfrischend spontan.

Wenn man offen ist, fallen einem die Dinge zu. Danach gibt man ihnen eine Struktur. Aber ich mag es nicht, Demos aufzunehmen. Ich gehe lieber mit der Idee und der gedachten Struktur ins Studio, damit das Ganze im Fluss bleibt.