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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#J.G. Ballard
  9/13
literatur
J.G. Ballard

Während den achtziger Jahren war Ballard weniger produktiv als in den vorangegangenen Dekaden – andererseits war er erfolgreich wie noch nie. 1984 veröffentlichte er «Empire of the Sun», ein Roman, der auf seinen Erlebnissen im Internierungslager in Shanghai basierte (der grösste Unterschied zwischen Realität und Roman war die Tatsache, dass die Hauptfigur im Roman eine Vollwaise war). Es war das erste Mal, dass sich Ballard einem konventionellen Erzählstoff zuwandte. Das Buch war prompt ein weltweiter Bestseller, die Kinoversion von Steven Spielberg ein Blockbuster.

Möglicherweise hat sich Ballard von diesem Erfolg verunsichern lassen. Science Fiction steckte nach dem Boom der fünfziger und sechziger Jahre in der Krise. Ballard hatte sich zwar früh und frustriert vom SF-Establishment distanziert, weil dieses seiner schriftstellerischen Vision ebenso feindselig gegenüber stand wie die in den Universitäten verwurzelte angelsächsische Literaturszene. Jetzt sass er zwischen Stuhl und Bank. Für die SF-Fans steckte in seinen Büchern zu wenig «fantasy». Für die konservativen Literaten hingegen hatte es darin zuviel «science fiction».

Wie dem auch sei – nebst «Empire of the Sun» und dem ebenfalls autobiographischen «The Kindness of Women» (1991) schrieb Ballard in dieser Zeit nur noch die Joseph Conrad-artige Gründervision «The Day of Creation» (1987) sowie «Running Wild» (1988), ein Kurzroman über die polizeilichen Ermittlungen, nachdem die gesamte erwachsene Bevölkerung einer «gated community» ermordet worden ist und deren Kinder verschwunden sind. Mit der Romantrilogie