«Cocaine Nights» (1996), «Super-Cannes» (2000) und «Millennium People» (2003) fand Ballard wieder zu seiner Lieblingsform zurück. Die drei Romane behandeln ein weiteres Schlüsselthema in seinem Gesamtwerk – und damit ein Schlüsselthema unserer Zeit: die gelangweilte «Alienation» der wohlsituierten Mittelklasse. Was geschieht, wenn diese Langeweile nicht mehr auszuhalten ist? In «Cocaine Nights» und «Super-Cannes» werden die heutigen Auswüchse der Unterhaltungsgesellschaft ins Super-Perverse gesteigert. In «Millennium People» proben die Bewohner einer weiteren «gated community» in Chelsea den Aufstand, der bis zum rauschhaften Bombenlegen geht.
Mit «Miracles of Life – Shanghai to Shepperton» ist Ballard zum eigenen Leben zurückgekehrt. Wie er erst ganz zuletzt schreibt, wurde bei ihm im Juni 2006 Prostata-Krebs diagnostiziert. Das Buch ist wohl – so die Implikation – sein letztes. Es ist ein Dankeschön an alle, die sein Leben begleitet haben – nur nicht seine Eltern (die Wunder des Lebens im Titel sind ein Gruss an seine eigenen Kinder). Was an diesem süffigen Buch am meisten verblüfft, ist dessen Munterkeit und Herzlichkeit. Kaum zu glauben, dass sich hinter dem Skandalautor, den Margaret Thatcher am liebsten hinter den Mond verbannt hätte, ein so leichtfüssiger wie herzlicher, alleinerziehender Vater versteckt. Dazu dürfte der Inhalt dieses Buches allerhand zeitgenössische Erziehungsexperten und Kinderpsychologen in blanken Schrecken versetzen. Die Sache ist die: Ballard hat es gefallen im Internierungslager! Die Anarchie, die in diesem in sich abgeschlossenen Heim herrschte, das zwar ein Gefängnis war, aber doch eines, in dem man sich