verschwundenen Bildern von JFK, Marilyn Monroe und Konsorten, ist dem heutigen Medienkonsument in der Form des «TV-Channel-Hopping» bestens bekannt. «The Atrocity Exhibition» zeigt eine Welt, deren Ikonen zu PR-Floskeln verkommen sind und die Gefahr läuft, jegliche Emotionen durch Chiffren zu ersetzen. Der Text ist in seiner Vermischung von Fiktion, Pop- und Pulp-Mythologie sowie philosophischen und massenpsychologischen Betrachtungen äusserst dicht und ein exemplarisches Werk für die sechziger Jahre.
Derweil die darin enthaltenen Thesen heute genau so süffisant und treffend wirken, fühlte sich der Autor schon 1993 gemüssigt, eine neue Edition mit seinen eigenen Randbemerkungen zu verfassen. Offenbar vermutete er, dass das zeitgenössische Publikum die mannigfachen Anspielungen nicht sachdienlich zu deuten und ihre Quellen zu orten wüsste. «Nach einer Dinner-Party in den 1970er Jahren hätte ich mich fast mit einem prominenten New Yorker Poeten geprügelt (in der Tat versuchte ich ihn später ganz verspielt mit dem Auto anzufahren – wenn ein solcher Akt überhaupt als verspielt bezeichnet werden kann)», fängt eine Randbemerkung in der 93er Edition an. «Er hatte sich über meine Beobachtung lustig gemacht, dass brutale Bilder am einen Tag Mitleid erregen, am nächsten Nachmittag bereits in ein Medien-Emblem verwandelt werden. Dabei wurde das tragische Bild vom Polizei-Chef von Saigon, der einen Vietcong- Verdächtigen in den Kopf schoss, von der Londoner Sunday Times bald eingesetzt wie ein Logo, um den Leser auf eine Vietnam-Geschichte hinzuweisen. Wenn ich mich richtig erinnere war der Kopf des sterbenden Mannes etwas zu stark zur Seite geneigt – wie eine stilisierte Coke-Flasche oder Heckflosse.»