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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#J.G. Ballard
  5/13
literatur
J.G. Ballard

Als die Obrigkeiten den Posten endgültig räumen, bleiben einige Männer zurück, um sich diesem todbringenden Wahnsinn zu stellen. So, wie die Erde in diesem apokalyptischen Klima in den Zustand ihrer Frühzeit zurückkehrt, verfallen diese Menschen in einen Bewusstseinszustand archetypischer Urtümlichkeit. Fast fünfzig Jahre nach seinem Entstehen erfüllt die Lektüre von «The Drowned World» den Leser, der täglich mit Schauerprognosen über anstehende Klimawandlungen konfrontiert wird, heute mit grösster Beklemmung. Die Ereignisse wirken umso plausibler, als die psychologischen Zusammenhänge mit unausweichlicher Logik aufgedeckt, die Naturbeschreibungen mit greifbarer Plastizität ausgemalt werden. So gibt es letztlich auch für den Leser kein Entrinnen vor der Hitze.  (Wo Madonna den Zusammenhang zwischen dem Tourneekonzept für die «Drowned World»-Tournee von 2001 ortet, steht in den Sternen. Klarer ist die Verbindung von Damon Albarns versunkenem London in den Texten von The Good, The Bad & The Queen).

Ein anderes Beispiel: «The Atrocity Exhibition» (1970). «Ein profundes und beunruhigendes Buch», schrieb William S. Burroughs im Vorwort. Und weiter: «Die nicht-sexuellen Wurzeln der Sexualität werden mit der Präzision eines Chirurgen erkundet. Ein Autounfall kann sexuell stärker stimulieren als ein pornographisches Bild.» Nicht nur von der Thematik her bewegt sich der Roman in der Nähe von Burroughs. Auch seine Form – eine abgehackte Folge von Episoden, Thesen und Anekdoten im Ton wissenschaftlicher Texte – lehnt sich bei Burroughs an. Die mosaikartige Struktur mit den immer wieder aufblitzenden, sofort erkenntlichen und sofort