Ballard hatte noch in seinen Studienzeiten einerseits die Schriften von Sigmund Freud, andererseits den Surrealismus, insbesondere die Werke von Max Ernst, für sich entdeckt. Diese Versuche, der oft unzuverlässigen, ja verräterischen Logik des Bewusstseins zu entrinnen, fanden ein Echo in Ballards Verständnis von Science Fiction: «Das ‹Selbst› stand im Zentrum des Modernismus», hält er fest. «Aber jetzt hatte es einen mächtigen Rivalen bekommen, nämlich die Welt des Alltags, die ebenso (wie das Selbst) ein psychologisches Konstrukt war, und ebenso wie es zu mysteriösen und oft psychopathischen Impulsen neigte. Es war ein ziemlich bedrohliches Gebiet, eine Konsumgesellschaft die eines Tages plötzlich beschliessen konnte, einen Tagesausflug in ein neues Ausschwitz zu unternehmen, oder in ein neues Hiroshima – und genau dieses Gebiet versuchte die Science Fiction zu ergründen.»
Ein Beispiel: Ballards «The Drowned World», erschienen 1962. Mehrere Jahrzehnte bevor die Angst vor der globalen Erwärmung das Massenbewusstsein erreichte, wird darin ein nördliches Europa beschrieben, das durch einen Klimawandel in einen Mangrovensumpf verwandelt worden ist. Ein letzter Aussenposten von Wissenschaftlern ist damit beschäftigt, die Entwicklung der Fauna und Flora in diesem Dschungel zu dokumentieren. Im Wasser versunken sehen sie unter ihren Booten die Sehenswürdigkeiten des einstigen London vorbeiziehen. Üppig wuchert die Natur in dieser Treibhaushitze, derweil die Menschen, die dort verblieben sind – es gehören dazu auch piratenhafte Gangsterbanden – in den Wahnsinn getrieben werden.