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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#J.G. Ballard
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literatur
J.G. Ballard

gewissermassen in Sicherheit fühlte, sprach dem ungemein neugierigen Teenager aus der Seele.

J. G. Ballard wurde am 15. November 1930 in Shanghai geboren. Sein Vater war der Managing Director der chinesischen Ablage einer englischen Textilfirma. Die Familie lebte in Saus und Braus, der kleine J.G. radelte mit grossem Vergnügen durch ganz Shanghai, weil er wissen musste, was hinter der nächsten Ecke verborgen lag, derweil sich seine Eltern den Freuden von Gin Tonic und schönen Kleidern hingaben. Nach der Attacke auf Pearl Harbour fingen die japanischen Besetzer an, die Bevölkerung des Ausländerquartieres im Lager von Lunghua zu internieren.

Dieses Camp bestand aus sieben grossen Betonblöcken, drei Holzbaracken und etlichen weiteren Gebäuden. Es gab 59 Schlafsäle sowie 127 – allerdings winzige, durch Tücher und Karton abgetrennte «Räume» für Familien. Unter den Internierten entwickelte sich eine Sozialstruktur, in der es gleichzeitig Platz hatte für wohlorganisierten Schulunterricht und totale Anarchie. Ballard hatte keine Mühe, sich in beiden Welten einzurichten. Es fiel ihm leicht, Freundschaften auch mit Erwachsenen zu schliessen – ein wichtiger Einfluss auf den staunenden Jüngling waren die abenteuerlichen Geschichten der amerikanischen Soldaten. Bis 1946 lebten die Ballards in Gefangenschaft – in einer Gemeinschaft, die – so geht einem bei der Lektüre plötzlich auf – eine verblüffende Ähnlichkeit mit den «gated communities» von «High-Rise» und vor allem von «Running Wild» hat, jenem Roman also, in dem sich die Kinder gegen die Eltern auflehnen.