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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

schicker und verheissungsvoller scheinen könnte, wo das Versprechen der Nacht gleichermassen und immer wieder nachdrücklich erneuert werden könnte. Ich war übrigens, falls sich wer wundert, das Gästelisten-Plus-Eins eines grosszügigen Gönners. In meinem Alter und nach einer bei aller Bescheidenheit langen und erfolgreichen Karriere als Liebling der grimmigsten Bouncer der Welt (schon gut...) sollte man sich in keiner Schlange anstellen, ohne auf der Gästeliste zu stehen. Zu deprimierend. Als warte nur mehr der Tod. Im Schnee. Vor, sagen wir, dem Cookies. (Wo ich ungefähr 2002 – oder wars 1902? –  einmal nicht reingekommen bin, was ich nie, nie, nie vergessen werde.) In diesem, irgendwann mal coolsten Club der Welt, lungerte ich zum letzten Mal, glaube ich, anlässlich einer Yellow Lounge herum, nicht allzu lang nachdem das Cookies 2007 in die Friedrichstrasse umgezogen war, zu welchem Termin Spiegel-Online «Ein Schuppen, der rockt» titelte. Ich stand glücklicherweise auf der Gästeliste und fand alles eher angenehm und gutbürgerlich holzvertäfelt und vermutete angesichts des passend gekleideten oder womöglich auch verkleideten Publikums eine Biedermeier- Renaissance. Es handelte sich natürlich nicht um eine amtliche Clubnacht, sondern das kultivierte Beisammensein von klassikaffinen Tänzern und Hörern. Auf legte daher Yellow-Lounge- DJ Kanisius, im anderen Leben erster Geiger des Deutschen Kammerorchesters, und entsprechend lässig und kennerhaft war die Klassikauswahl. Mittlerweile finden Yellow Lounges auch im Berghain statt, seit Moritz von Oswald und Carl Craig mit ihren Karajan/Ravel-Variationen letztes Jahr den Anfang machten.

Wie der Club sich überhaupt, ich habe es ab und zu erwähnt, immer öfter auch Hedonistenschichten jenseits des Technoelysiums und der Darkroommysterien öffnet. Weshalb neulich, kurz vor Weihnachten, schon zum zweiten Mal Attila Csihar zum Kunstgrunzen vorbeischaute, kauernd in Kutte auf dunkler, nur von