Ganz lustig war in diesem Zusammenhang wiederum der Zeitfeuilleton-Chef Jens Jessen, der zu bedenken gab, der deutsche Rentner an sich sei mit seiner chronischen Muffigkeit und reaktionären Grundstimmung irgendwie mitverantwortlich für die tendenziell schlechte Laune der Migrantenkids. Was ihm die sogenannte Öffentlichkeit, ironieresistent wie sie ist, sehr übel nahm. Ich wohne ja mit Kreuzberg mitten in einem Viertel, das qua Demographie selbst einen Migrationshintergrund darstellt. Die entsprechenden Kids – ich habe gleich zwei Schulen praktisch nebenan – scheinen mir hier nicht übellauniger zu sein als ihre Kollegen mit unbewegtem Hintergrund. Sie wirken wesentlich wie Teenager eben so sind. Sie spucken auf den Boden, schubsen sich und ihre Schulkameradinnen ernähren sich seltsam und sind modisch hoch verwirrt. Und sie kichern über ältere Menschen wie mich. Ich würde allerdings auch nicht auf die Idee kommen, ihnen das Rauchen zu verbieten wie jener Münchner Rentner. Nicht zuletzt, weil es für meine Generation eigentlich recht selbstverständlich ist, dass man sich als Deutscher irgendwie unangenehm und verdächtig vorkommt und in der Öffentlichkeit nicht autoritär daherquatscht, auch wenn man deswegen selbstverständlich nicht gleich von jedem Deppen verdroschen werden will.
Apropos verbieten: eingeführt wurde, für Januar-Verhältnisse nachgerade tumultuös, nun tatsächlich das Rauchverbot auch in Berliner Bars und Restaurants. Ich leide mit den Rauchern, obwohl ich ja durch heldenhaften Entzug im letzten Jahr gegen die Folgen des Verbots geimpft bin. Was nun auffällt ist, dass Bars ohne Qualm einfach sehr viel Sexappeal einbüssen. Nicht nur des klaren Blicks wegen, den zu verlieren man doch gerade in die Bar geht und entsprechende Massnahmen einleitet. Sondern auch weil es nun plötzlich so nach Mensch riecht, was ich deutlich unangenehmer finde als frischen Rauch. In den USA ist mir das übrigens nie aufgefallen, was wohl daran liegt, dass der Amerikaner ein dankenswert verklemmtes Verhältnis zum Körper und seinen