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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

Die Öde eines rauchfreien Januars

Gerade hat ein britischer Wissenschaftler herausgefunden, dass der 24. Januar der beknackteste Tag im Jahr sei. Zu seinen erstklassig wissenschaftlich ermittelten Gründen gehören die maximale Ferne des Sommers und die Ernüchterung nach den emotionalen und feierlichen Exzessen zu Weihnachten und Sylvester.
Tatsächlich passiert doch den ganzen Januar über nichts. Es erscheinen fast nur Filme, denen keine Konkurrenzfähigkeit zugetraut wird. Und in der Musik sieht es kaum anders aus. In Berlin gibt es bis zum schicken Medienkunstfestival «Transmediale» Ende des Januars noch nicht einmal einen wirklichen Konzertbetrieb. Bloss die Babyshambles haben vorbeigeschaut, vermutlich weil die oben angeführten Nachteile in Drogenkreisen eher günstig wirken können. Es ist einfach leichter, mit dem Gifteln zu pausieren. Daher präsentierte sich Pete Doherty recht frisch und jedenfalls nüchtern in eine britische Flagge gehüllt beim ausverkauften Konzert. Das mich andererseits wieder mal darin bestärkte, Britpop als Genre überschätzt zu finden. Natürlich höre auch ich immer wieder gern die hübschen Melodien und lasse mich durchaus auch von den Posen gut unterhalten. Aber so ganz grundsätzlich liegt dem Genre doch ein recht konservativer Kunstbegriff zugrunde. Aber «Fuck Forever» ist schon klasse und sehr richtig.

Im Januar haben es daher Nebenthemen gut. So wie die Hessenwahl, die immerhin das erfreuliche Resultat brachte, dass man den fiesen Möp Koch nun wohl nicht mehr so oft im TV ertragen muss. Der sich ja bekanntlich kurz vor der Wahl noch besonders unangenehme totalitäre Phantasien zu Kinderhaft und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ausgedacht hatte. Anlass waren zwei gewalttätige Idioten, die in der Münchner U-Bahn einen alten Mann halbtot geschlagen und als «Scheißdeutschen» bezeichnet hatten.