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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Daevid Allen
  9/10
dossier: Soft Machine
Daevid Allen

Richard Branson 1971 einen Vertrag für seine neu gestartete Plattenfirma Virgin zu entlocken. Getreu seinem bei Alfred Jarry und den Pataphysikern abgegucktem Konzept, die Skeptiker durch Gelächter zum Kern seiner Friedens- und Sex- Religionsphilosophie zu führen, hiess das erste wirkliche Gong-Album «Camembert Electrique». Verblüffenderweise ist es noch heute in den Second-Hand-Shops keine Rarität: Richard Branson verkaufte das Album zum Schlagerpreis von 49 Pence und erzeugte mit der Kombination von absurder Hippie-Philosophie und scheinbar absurder Preispolitik einen neuartig surrealen, tangentialen Werbeeffekt für seine Plattenfirma Virgin.

Die ersten vier Gong-Alben – neben «Camembert Electrique», «Flying Teapot», «Angel’s Egg» und «You» – setzten Allens These von «Bedeutung durch Absurdität» wunderbar in musikalische Szene. Ähnlich wie die Frühwerke von Frank Zappas Mothers of Invention scheut diese Musik keine Grenzen. Ein Stück wie «Sold To the Highest Buddha» beginnt wie der Jazzklassiker «Take Five», nur um dann in ein Lied zu münden, das auch aufs Debüt-Album von Roxy Music gepasst hätte. Der Sound, die Stimmung, die Botschaft von Gong in dieser Frühphase war einzigartig. Wir spüren, dass uns hier ein Original in seine Originalwelt einführen will, wir schnuppern daran, wir amüsieren uns ob den putzigen fliegenden Teetöpfen, die im Mittelpunkt dieser lustigen Philosophie zu stehen scheinen – doch letztlich können wir von dem Geist nur einen Schleier erfassen. Die Musik aber, die bleibt. Eine Mischung aus freiem Jazz, Syd-Barrett-Melodien und zappaesken Vorstössen in die Gefilde