Das Spiel in Wembley zwischen den Dolphins, die ihre bisherigen sieben Auftritte in der neuen NFL-Saison alle verloren haben, und den Giants, die mit fünf Siegen zu Buche stehen, kommt nie recht in Fahrt. Die NFL-Divas, die sich an gedeckte Stadien oder wenigstens Perma-Sonnenschein gewöhnt sind, können im Londoner Nieselregen kaum einen Ball halten. Der Wembleyrasen gleicht, zumindest in der Mitte des Platzes, bald einem Acker. Die Schuhe der NFL-Spieler sind es sich offenbar nicht gewöhnt, in einer Schlammwüste Halt suchen zu müssen. Das Stadion ist ausverkauft – 80'000 Zuschauer. Viele Schlachtenbummler sind im vollen Schlachtenbummler-Tenue aufgetaucht. Sky Sport überträgt den Match – wie viele andere aus der NFL-Season ebenfalls – live. Nach dem Spiel schwatzt Bailey von einem Riesenerfolg. Persönlich bleibt mir vor allem die Erinnerung an die schreckliche Halitose meines kühlschrankhaft gebauten italienischen Sitznachbarn. Erst gegen den Schluss des Spieles merke ich, dass der Gestank nicht aus seinem Mund kommt, sondern dass es seine neue Lederjacke ist. Das Resultat des Spieles? Ganz so, wie wir es nach der sorgfältigen Lektüre des 632 Seiten starken «2007 Miami Dolphins Media Guide» und des sogar 704 Seiten dicken «New York Giants Information Guide 2007», die wir vor dem Spiel erhalten haben, hätten voraussagen können: die Delfine verloren gegen die Giganten mit 10:13.
Hanspeter Künzler