Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 4 / 26. April 2007
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
  1/4
gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

Icke, Wowi & Knut

Überlegungen der Stuttgarter Hip-Hopper Die Fantastischen Vier: «Du kannst beten, bitten oder hoffen/ irgendwann ist jeder Arsch offen.» Ja, so ist das mit dem Leben und dem Tod. Eines Tages entspannt sich der Schliessmuskel ein letztes Mal und das war´s dann.
Die Fantastischen Vier wiederum sind einerseits weit davon entfernt und geben sich im besten Schwabenalter von Vierzig wie entspannte Ruheständler, die mal eben im Vorbeigehen noch eine nette Altersplatte einspielen. Und obwohl nur noch einer der Vier in Stuttgart lebt, ist auch nur einer von ihnen dem allgemeinen Treck in die Hauptstadt gefolgt. Der sympathische Michi Beck, noch immer recht cool und jungenhaft, hat sich in Berlin in einer Mitte-Maisonette niedergelassen, legt ab und zu auf und guckt nach dem Verkauf der schon länger in Berlin ansässigen Fanta Vier Firma vermutlich ausgiebig von seiner Dachterrasse.

Schön, wenn man in einem Alter, wo für die meisten hysterisches Rackern angesagt ist, ein paar Gänge runterschalten kann. Dafür nimmt man dann vermutlich auch in Kauf, dass man immer mal auf Veranstaltungen wie gerade wieder dem Musikpreis Echo Faxen machen muss. Dort zeigt sich exemplarisch, wie unsere Ausgangsmetapher gleichermassen für Tod und Verblödung steht. Drastischer findet man das Elend der Musikindustrie selten vor Augen geführt als zu diesem Anlass, der mit dem üblichen Berliner Geschrei an der Spree gefeiert wird. Der mindestens «grösste europäische Musikpreis» soll es nämlich sein, wodurch der Anspruch der Stadt auf einen Metropolenstatus untermauert wird. Dieses Berliner Geschrei ist ein merkwürdig aufgepumptes Selbstbewusstsein, das gleichzeitig immer etwas beleidigt daherkommt, als ahnte man, dass die skeptische Restrepublik ganz rechtmässig Vorbehalte gegen die bankrotte Hauptstadt hegt.