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das kulturelle überformat
Nr. 10 / 4. Dezember 2007
#Interview
  6/6
dossier: William Friedkin
Interview

Wenn man bedenkt, dass einer ein solches Werk hinterlässt und nichts veröffentlicht haben wollte. Und heute ist Kafka von unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Der Mann hat in seinen Schriften die universalen Wahrheiten verewigt. Nur wenige literarische und religiöse Schriften haben diese existenzielle Qualität.

Ein Hauch dieser universalen Wahrheit liegt nun auch in «Bug» verborgen. Vielleicht gerade aus dem Grund, weil er uns nicht alles verrät.

Der Film verrät nicht alles, weil ich darüber nichts weiss. Würde ich es wissen, hätte ich vielleicht den Fehler gemacht, die Wahrheit zu verkünden. Aber für mich endet ein Kinoerlebnis nicht beim Nachspann. Einen Film muss man mit nach Hause nehmen. Er muss einen zum Nachdenken zwingen. Das gelingt mir nicht immer, aber es ist meine Absicht. Der Film muss in den Köpfen der Menschen hängen bleiben, er sollte ihr Denken verändern. Auf welche Weise auch immer. Die Menschen müssen ihre ganz persönlichen Interpretationen finden, zu denen ich nur den Anstoss geben will. Und wenn sich einer von «Bug» abgestossen fühlt, dann soll auch dies so sein. Als ich 1960 im Autoradio zum ersten Mal Stravinskys «Rite Of Spring» hörte, war ich wie vom Blitz getroffen. Ich habe das Auto am Strassenrand abstellen müssen. Und als der letzte Ton erklungen war, war ich ein anderer Mensch. So sollte Kunst sein. Das gelingt nicht immer, aber man sollte nicht aufgeben.

Siehe auch Filmkritik zu «Bug» in diesem Dossier »







Zur Person:
William Friedkin, am 29. August 1935 in Chicago in ärmlichen Verhältnissen geboren, startete seine filmische Karriere mit Dokumentarfilmen und Episoden für die Serie «Alfred Hitchcock Presents». Bereits mit seinem ersten Spielfilm gelang Friedkin 1971 der internationale Durchbruch: «French Connection», unter abenteuerlichen Bedingungen und fast ohne Budget mit Jungschauspieler Gene Hackman in New York gedreht, gewann fünf Oscars. Nur zwei Jahre später konnte Friedkin den kommerziellen Erfolg mit «The Exorcist» mit Linda Blair in der Hauptrolle gar noch übertreffen. In jüngster Vergangenheit hatte er nicht mehr denselben Erfolg. Filme wie «Jade» (1995) mit David Caruso, Linda Fiorentino und Chazz Palminteri oder «The Hunted» mit Benicio Del Toro und Tommy Lee Jones wurden nur mässig gelobt. Wesentlich grösseren künstlerischen Erfolg holte sich Friedkin seit 1998 als Regisseur von Opern. So etwa mit Richard Strauss’ «Salome» an der Bayerischen Staatsoper München oder mit Alban Bergs «Woyzeck» an der Maggio Musicale in Florenz. Zudem gelang ihm 1997 mit «12 Angry Men» mit Jack Lemmon für das Fernsehen ein ausserordentlich vielschichtiges Remake des gleichnamigen Filmklassikers von Sidney Lumet.