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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Interview John Cale
  3/7
musik
Interview John Cale

glücklich mit der Art und Weise, wie wir das hingekriegt haben. Allerdings muss ich Sie warnen: das aktuelle Programm unterscheidet sich sehr stark vom Repertoire, das auf «Circus Live» zu hören ist. Inzwischen haben wir einen akustischen Teil eingebaut und auch einige alte Songs aufgegriffen.

Das überrascht nicht. Bei Ihnen war die Musik ja schon immer gleichbedeutend mit «Work in Progress», da war und ist stets alles im Umbruch.
Mir wird immer bewusster, wie ich am effizientesten arbeite. Wobei ich mich davor hüte, einen Song zu früh abzuschliessen: man muss sich genügend Zeit und Platz für Fehler und Patzer lassen, nur so bringt man ein Musikstück weiter. Viel neues Material entstand jeweils bei den Soundchecks, aber irgendwie habe ich die meisten dieser Ideen nie zur Umsetzung gebracht. Das ist heute anders.

«Circus Live» beginnt mit dem Dröhnen ihrer elektrischen Viola in «Venus In Furs» und endet mit einem anderen Dröhnen, zu der Sie und Ihre Band von der Bühne gehen. Das wirkt, als wollten Sie auf ihre frühen mikrotonalen Experimente mit La Monte Young hinweisen.
Ja, mit «Circus Live» präsentiere ich eine Art Werkschau meines Schaffens, das Dröhnen ist ein wichtiger Teil meiner Musik.

Und auch ein Teil dieser Band. Manchmal lassen wir das Dröhnen auch durch einige Songs durchlaufen und spielen dazu.

Lassen Sie es manchmal durch das ganze Set hindurch laufen?
Bis jetzt nicht, aber wir könnten, wenn wir wollten. Auf «Black Acetate» sind einige Songs zu hören, die durch Wind– und sonstige Nebengeräusche miteinander verbunden sind. Ich habe mich vom Hip-Hop dazu inspirieren lassen, die Musik in einen akustischen Kontext zu stellen. Obwohl die Idee, dass jedes noch so gewöhnliche Geräusch Musik sein kann, in der Musique Concrète verwurzelt ist.

Sie hat einfach sehr lange gebraucht, sich einen Platz im Vokabular des Mainstream zu verschaffen.

Man liest, dass Sie besonders in den Produktionen des Hip-Hop-Produzenten Pharrell Williams Anklänge an die Musique Concrète hören.
Mir gefällt, wie er ein Arrangement auf ganz wenige Geräusche destilliert. Spätestens seit Snoop Doggs «Drop It Like It’s Hot» sollte man wissen, wie toll er das macht. Aber kennen Sie das Album «Hell Hath No Fury», das er für Clipse produziert hat? Und das Stück «Wamp Wamp» daraus? Ich habe zwar keine Ahnung, um was es im Text geht, aber die Art und Weise, wie Pharell die Nummer auf Timbales– Schläge reduziert, finde ich schlicht fantastisch.

 

Das scheint sich recht gut mit Ihrem Interesse an Musique Concrète und Minimal Music zu decken.
Genau, das sind zwei Eckpfeiler meines Schaffens. Mit dem kleinen Unterschied, dass