Am 9. März 2007 wird John Cale 65 Jahre alt. Was man Lou Reeds Rivalen innerhalb der Velvet Underground, dem einflussreichen Produzenten (Patti Smith, The Stooges, Happy Mondays) und passionierten Livemusiker aber nicht ansieht. Oder anhört: vor wenigen Wochen veröffentlichte Cale den grandiosen Konzertmitschnitt «Circus Live».
Überhaupt scheint sich der walisische Sänger, Komponist und Multi-Instrumentalist kaum vor Arbeit retten zu können: Seine lange musikalische Reise ist noch lange nicht zu Ende.
John Cale, seit der Veröffentlichung Ihres letzten Studioalbums «Black Acetate» im Herbst 2005 scheinen Sie fast pausenlos auf Tournee zu sein. Woher kommt die aktuelle Begeisterung für die Bühne?
John Cale: Die Konzerte machen mir einfach sehr viel Spass, und mir gefällt auch die Kameradschaft, die wir in der Band haben. Dazu kommt, dass diese Musiker so ziemlich alles können, was ich ihnen abverlange, und dass wir uns im Verlauf der letzten Tournee alle enorm weiterentwickelt haben. Das gibt mir sehr viel Vertrauen in diese Band, und darum werden Sie auf meinem neuen Album «Circus Live» auch keine Overdubs oder sonstige Nachbesserungsversuche hören. Ich konnte es mir erlauben, einen sehr ehrlichen Konzertmitschnitt vorzulegen.
Hat Ihre neue Wanderlust womöglich auch etwas damit zu tun, dass die Songs aus «Black Acetate» geradezu danach schreien, live gespielt zu werden?
Für mich war es eine interessante Herausforderung, die Funk-Grooves aus «Black Acetate», die ja auf Samples beruhen, auf eine spannende Art und Weise auf die Bühne zu bringen und in mein übriges Repertoire zu integrieren. Und ich bin ganz