Um vom Kinoerfolg der Sängerin Maria Doyel-Kennedy in «The Commitments» zu profitieren, hatte man den Bandsound weg von erdigem Folk-Rock in Richtung Soul und Pop gezerrt. Nach dem folgenden kommerziellen Fiasko existierte die Black Velvet Band gerade noch in den Köpfen ihrer Mitglieder, um die grosse Karriere dagegen war es geschehen.
Der Freipass als Falle
Ein kreativer Freipass ist aber auch keine Garantie dafür, dass ein Zweitwerk gelingt. Erfolgsverwöhnte Künstler können ohne entsprechende Führung leicht ins Fettnäpfchen treten – und einen vielversprechenden Start im Sand verlaufen lassen. Bestes Beispiel dafür ist der US-Amerikaner Terence Trent D’Arby, der nach seinem Millionseller «Introducing The Hardline According To Terence Trent D’Arby» (1987) als Prince-Nachfolger gehandelt wurde. Sein beinah im Alleingang eingespieltes «Neither Fish Nor Flesh» (1989) sorgte bei den Fans aber für Kopfschütteln, da sie aus diesem esoterisch angehauchten Mix aus Funk, Soul und Rock einfach nicht schlau wurden. Der Albumtitel war Programm und die schwindenden Plattenverkäufe liessen D’Arby bald darauf in der Versenkung verschwinden.
«Man darf sich eben nicht zu schnell verändern, wenn man erfolgreich bleiben will», kommentierte Vernon Reid von Living Colour damals D’Arbys Fall. Der New Yorker Ausnahmegitarrist wusste, wovon er sprach. Mit «Vivid» (1988) hatte seine Band sechsstellige Verkaufszahlen erreicht, aber der Nachfolger «Time’s Up» (1990) wurde weitaus weniger stürmisch begrüsst. Der Grund: die Band hatte sich in verschiedene Richtungen weiter entwickelt – das nicht etwa, weil sie das wollte, sondern weil die Musiker mit ihren weit reichenden Wurzeln in Rock, Funk, Jazz und der Avantgarde einfach nicht anders konnten. Living Colour scheiterte also an übermässiger Kreativität. Auch das gibt es.