Von London bis Glasgow
Als die Libertines mit ihrer orgiastischen Spielfreude durch die Squats und Pubs von London tingelten, feilten in Glasgow Franz Ferdinand an einem ganz anderen und doch geistesverwandten Sound. Auch die Schotten besannen sich zurück auf die Gitarre – aber ihr Blick zurück war weniger auf die Carnaby Street der Sixties gerichtet, als auf den aberwitzigen, intellektuellen Seventies-Pop von The Sparks und die abstrakten, politisch motivierten Groove-Gebilde von New-Wave-Bands wie Gang of Four. 2004 erschien ihr Debüt – es war eine Sensation. Und zwischen Franz Ferdinand und The Libertines öffnete sich nun ein szenisches Panorama, vor dessen Hintergrund sich Dutzende von anderen jungen Gitarrenkombos abzuheben begannen.
Das Momentum nutzen
Die meisten bastelten noch an ihrem Grundkonzept, als The Libertines im Eiltempo ein zweites Album zusammenschraubten. Das Eiltempo ist insofern typisch für ein zweites Album, als dass es wichtig ist, das Momentum, das mit dem Erstling ausgelöst worden war, nicht zu vertändeln. Es war insofern atypisch für das durchschnittliche Zweitalbum, als eines der Bandmitglieder – Namen dürften hier überflüssig sein – dermassen enthusiastisch in den illegalen Freuden des Rock’n’Roll-Lebens aufging, dass höchste Eile Not tat: Pete Dohertys Muse drohte ernstlich zu verlöschen, genauso wie seine Partnerschaft mit Carl Barat. Die Hetzerei endete mit einem typischen zweiten Album: viele Songs stammten aus der Schublade und in den meisten Fällen war auch klar ersichtlich, warum sie bis dahin eben dort geblieben waren.
Der Produktion glaubte man anmerken zu können, dass jemand panikartig das Mikrophon angeschaltet hatte, sobald Doherty im Studio war und noch stehen konnte. Typischer hätte ein Zweitalbum nicht ausfallen können.