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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#«Das verflixte Zweite» Teil 1
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musik
«Das verflixte Zweite» Teil 1

Schon The Libertines, die Urväter der neuen englischen Gitarrenszene, taten sich schwer mit dem zweiten Album. Wie tausend andere Songschreiber vor ihnen hatten Carl Barat und Pete Doherty jahrelang Songs für die Schublade geschrieben und Strassenauftritte für Groschen getätigt, ehe der Trendwind die Strokes aus New York nach London verwehte.

 

Neben The Strokes waren es auch The White Stripes oder The Hives aus Schweden, die die jungen Briten, die jahrelang nur noch Elektronik hatten gelten lassen, an die Freuden der Gitarre erinnerten. Und natürlich gaben sie sich nicht zufrieden damit, die neue Trendmusik bloss zu importieren. The Strokes und The Hives mochten zwar ganz anständig indie-rocken, aber ihre Texte und auch ihre musikalischen Einflüsse sprachen dem durchschnittlichen Londoner nicht aus der Seele.

Da kamen Doherty und Barat mit ihren eiligst zusammengestückelten Libertines gerade recht. Was ihnen zuvor Spott eingetragen hatte, nämlich eine Vorliebe für The Kinks und ein Hang zu Texten, die nach William Blake und Jack Kerouac rochen, entpuppte sich als genau die richtige Medizin für das dürstende London. Ihr Erstling «Up The Bracket» – produziert von Clash-Legende Mick Jones, was dem Werk eine historische Dimension verlieh – war eine munter hingeschrummelte Sammlung von Liedern, in denen jede Zeile Ausdruck eines romantischen Strebens nach Freiheit mit gleichzeitiger Ablehnung der modernen Konsumgesellschaft war.

 

Das Album wirkte ziemlich «unterprodzuiert», ja fast roh: die Tatsache, dass das Proben nicht zu den bevorzugten Aktivitäten der Kombo gehörte, wurde in keiner Weise durch Studiokosmetik übertüncht. Aber das intensivierte nur die Anziehungskraft und passte perfekt in den Zeitgeist: die Band suggerierte Ehrlichkeit, Spontaneität und eine komplette Absenz von Kalkül.