Prügeln mit Razorlight
Und eben diese typischen Zweitalben – sie liegen heuer in der Luft. Bloc Party, Maximo Park, Kaiser Chiefs, Razorlight, The Editors, The Others und natürlich die frechen jugendlichen Überflieger Arctic Monkeys – sie alle haben sich im Fahrwasser zwischen The Libertines und Franz Ferdinand etablieren können. Und sie alle hoffen, dass es ihnen gelingen wird, sich mittels atypischer Zweitlinge bleibend etablieren zu können.
Razorlight, dem Quartett um Profi-Grossmaul Johnny Borrell, der sich einst zum intimen Freundeskreis von Pete Doherty zählte und dank ihm die Aufmerksamkeit des New Musical Express erregte, waren zuerst am Start. Der Schreiber dieser Zeilen muss gestehen, dass er, als er sich einen Teil des Albums vor dem Interview im Plattenfirmenbüro anhören musste, grässlich langweilte. Die Gruppe hatte ihn ein Jahr zuvor als Vorband der Manic Street Preachers in der Wembley Arena auf der ganzen Linie überzeugt: hier war ein Frontmann, der die Bühne in Beschlag nahm, der das Publikum in die Show hineinziehen konnte. Eine Band auch, die über ein paar perfekte Indie-Stadionsongs verfügte und diese mit Gusto auf die Bühne brachte. Aber dieses zweite Album nun wirkte abgestanden. Grandiose Rock-Gesten, ein Sound wie aus einem amerikanischen Schablonen-Studio, die Refrains lauter Klischees. «America» – auf Anhieb der enervierendste Song des Jahres.
Aber siehe da: das britische Publikum sah das alles ganz anders. Razorlight feierten ein Nummer-Eins-Album und mit «America» eine Nummer-Eins-Single. Allerdings leisteten sie sich auf anderer Ebene einige Eigentore. So kam es noch vor dem Erscheinen von «America» in einem Klub zu einer Prügelei zwischen Bandmitgliedern. Auch der nun eingetretene Erfolg konnte die Nerven nicht beruhigen. Auf Tournee kam es in Italien auf der Bühne bereits wieder zu einer Schlägerei. Die Szene erwartet deshalb die baldige Demission von Razorlight.