hinblättern müssen. Überhaupt wird die Maut – ähnlich wie die landesweite Fahrzeugsteuer – von der Umweltfreundlichkeit des Motores abhängen. Elektrowagen werden gratis sein. Ken Livingston rückt dem Autoverkehr aber nicht nur mit finanziellen Strafen zuleibe. In der ganzen Stadt sind die Verkehrssignale so eingestellt worden, dass die Grünphasen für Autos kürzer wurden und die Grünphasen für Velos und Fussgänger länger. Also: die Teenager, die einst so gern Papas Porsche-Cabriolet aus der Garage befreiten, um im Schneckentempo durch die Gassen zu schleichen und den Girls nachzubrüllen, sind aus dem Strassenbild verschwunden: Autofahren in London macht kein Spass mehr, zumal alle Abkürzungen und Schleichwege mit «sleeping Policemen» verstellt wurden – Buckeln auf der Strasse, die einem bei überhöhtem Tempo glatt den Auspuff wegschlenzen. Gut so! Nur zu!
Also, die obigen Zeilen dürften klar gemacht haben, dass ich die Maut auf der ganzen Linie gutheisse. Nur kommt auch der schönste Plan nicht ohne grundlegende Schönheitsfehler aus. Selbiger besteht in der restlichen, britischen Verkehrspolitik. Wem das Autofahren abgewöhnt werden soll, der müsste wenigstens auf ein billiges, effizientes, bequemes öffentliches Verkehrsnetz zählen können. Ja, die Busse sind in den letzten vier Jahren in der Tat besser geworden – sie kommen jetzt nämlich wieder vorwärts in der Stadt. Aber die U-Bahnen? Immer teurer, schmutziger und unzuverlässiger (früher führte nur Schnee zum Zusammenbruch, jetzt manchmal schon Regen oder eine Maus im Tunnel). Und erst die Eisenbahn! Denn seit Margaret Thatcher die Eisenbahnen privatisiert hat, ist nicht mehr der Fahrgast König, sondern der Aktienbesitzer. Züge, die nicht voll sind, bedeuten einen Einnahmeverlust. Logische Folgerung: Die Anzahl Züge so weit reduzieren, bis in den Zügen, die noch fahren, jeder Sitz besetzt ist. Und alle, die nicht reserviert haben, im Korridor stehen. Die Privatisierung der britischen Eisenbahnen - es ist dies ein weiteres