dem Verkehrchaos und den verstopften Strassen zuleibe zu rücken, geht man nun einen Schritt weiter. Jetzt geht es um die frische Luft, den Umweltschutz. Ganz prinzipiell, so spürt man, soll den Londonern das Auto vergällt werden. Jedenfalls das Auto in der Stadt.
Die erste Mautzone hatte einen grossartige Effekt auf die Innenstadt. Plötzlich konnte man die Strassen wieder überqueren, ohne befürchten zu müssen, dass einem Autofahrer die Nerven durchgingen und er mir nichts dir nichts das Rotlicht ignorierte. Es war auffällig, wie die Medien plötzlich kaum mehr Road-Rage-Attacken reportierten (in den 90-er Jahren waren Automobilisten fast täglich auf offener Strasse ausgerastet und hatten andere Automobilisten vermöbelt – jeder Autofahrer war Zeuge solcher Vorfälle, auch ich, zwei Mal). Es wurde weniger gehupt. Alles wurde friedlicher. Das Protestgebrüll von Ladenbesitzern, die meinten, ihre Kundschaft würde über Nacht daheim bleiben, verstummte: das Ladensterben, das seither etwa in Soho grassiert, hat nichts mit der Maut zu tun, sondern ist den Immobilienbesitzern zu verdanken, die angesichts der Markt-Hausse immer idiotischere Mietpreise verlangen, die sich nur noch Starbucks, Gap und Nobelrestaurants leisten können. Mit der neuen Mautzone dürfte der Verkehr in diesem Gebiet gemäss offiziellen Schätzungen wieder um fünf Prozent zunehmen: all die Anwohner der neuen Zone können sie mit ihren Discount-Täfelchen ohne Aufpreis befahren. Hingegen soll die neue Maut die Anzahl von Autos, die aus den westlichen Vororten in die Innenstadt brausen, noch weiter beschränken.
Und vom kommenden Jahr an soll sie vor allem auch die Art der Fahrzeuge regulieren, die Londons Strassen verpesten. Denn von da an werden Besitzer von Geländewagen – die sogenannten Chelsea-Traktoren, weil die reichen Leute von Chelsea besonders gern mit protziger Hardware bluffen – satte 25 Pfund pro Tag