weil diese Kinder eine Privatschule besuchen. Jahrelang hatten sich die Behörden vergeblich bemüht, Eltern dazu zu überreden, sich in Car-Sharing-Plänen zu arrangieren – ohne Zweifel wird die Maut diesen Bemühungen heftig Auftrieb geben. Die meisten Arbeitgeber weigern sich, die Maut ihres Personales zu bezahlen – zweifellos ein politisches Druckmittel: konservative Wähler mobilisieren sich aus Prinzip gegen Ken Livingston. Konservative Wähler sind auch aus Prinzip gegen jegliche Einschränkung persönlicher Freiheiten, zu denen sie irrwitzigerweise die Möglichkeit zählen, uns alle mittels zügellosem Gebrauch von Autos zu runieren oder wenigstens über den Haufen zu fahren.
Geradezu rührend in seiner Peinlichkeit war der Vertreter einer Autobefreiungsorganisation, der von der BBC um seine Meinung zur Maut gebeten wurde: «Die Maut nützt überhaupt nichts», plapperte der depperte alte Knacker mit seiner Dächlimütze aus dem Fenster seiner Luxuskarosse, «das einzige was nützt ist ein Ausbau der Strassen!» Jubel! Noch mehr Bäume niederwalzen und Wohnquartiere flachlegen, damit Herr Dächlimütze seine Freiheitsfantasien ausleben kann! Mit gutem Beispiel voran geht immerhin die Immobilienfirma WA Ellis in Fulham. Sie rüstet ihre Angestellten mit Vespas aus.
Gemäss der zuständigen Organisation «Transport for London», habe man die neue Zone schlicht nach verkehrstechnischen Gesichtspunkten ausgewählt. Das macht Sinn. Westlondon ist besser betucht als Ostlondon oder Südlondon, es gibt mehr Leute mit Autos, mehr Pendler. Aber was vielen Kritikern – darunter natürlich die grosse Abendzeitung Evening Standard, die Ken Livingston schon nicht ausstehen konnte, als er in den 80-er Jahren ein Dorn im Auge von Margaret Thatcher war – an der Maut-Expandierung nicht passt, ist die Tatsache, dass sich der Focus des Mautprinzipes subtil verschoben hat. Derweil bei der ursprünglichen Einführung die Rede davon war, wie es darum gehe,