Martini gehen da allerdings noch durch. Schwieriger schon, einer anderen tollen Schauspielerin zu verzeihen, die mich erst mit freundlichen Komplimenten einlullte und schnöde vor dem Hotelzimmer scharren liess, bis sich ihr Pflicht-Termin erledigt hatte. Hier wird es wohl die Schönheit und Anmut der Frau an sich sein, die mich dann doch wieder milde stimmt. «Tollen Menschen muss man geben, was sie wünschen – es ist eben eine Pflicht»: Ein Motto, das ich mir gerne von Tocotronic einreden lasse.
Auf diese Weise kam ich zudem ins Hotel de Rome, von dessen Existenz ich noch gar nichts ahnte. Es lebt seit Oktober 2006 im Gebäude der ehemaligen DDR-Staatsbank und liegt absolut hochkarätig und doch leicht abseits an Unter den Linden, gegenüber vom Dom, nahe der Museumsinsel. Es wird wohl, so der Tenor, dem Adlon den Rang ablaufen. Alle schwärmen von der stilvollen, durchaus beeindruckenden Ausstattung des Altbaus, dank der man sich auch als kleiner Festivalknecht wie Cary Grant fühlt und gleich beschwingter und gutaussehender durch das massive Gemäuer bewegt – nur um dann von einer schönen Frau sitzengelassen zu werden.
Nur selten kommt man noch ins ehemalige Zentrum des Festivals um den Zoopalast. Seit Menschengedenken bis zum Jahr 2000 spielte sich alles zwischen Zoo und Ku-Damm ab, die mittlerweile vergreisende Paris Bar war gefüllt mit Filmprominenz und die ehrwürdigen Kempinski – bekannt aus diversen Nachkriegsfilmen – und Interconti, ein unansehnlicher Nachkriegsbunker, waren bevorzugte Hotels. Heute finden dort die Premieren der Panorama-Sektion des Festivals statt, das sich von seiner schwullesbischen Indie-Ausrichtung ein wenig emanzipiert hat und bald so prominent besetzt sein wird wie der Wettbewerb. Der gelegentliche Glamourschub kann aber nicht verhindern, dass es heute die City West ist, die unter einem fast DDR-artigen Grauschleier zu liegen scheint.