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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#Ravi und Anoushka Shankar
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dossier: Norah Jones
Ravi und Anoushka Shankar

mit meiner Musik high machen – ohne Drogen!» Doch erst nach einigen Jahre soll sich die Situation gebessert haben. «Seither bleiben nur jene Leute in meinen Konzerten, die den Wert meiner Musik erkannt haben.»

In dieser Zeit wurde auch das weit verbreitete Missverständnis zementiert, dass die klassische indische Musik immer religiös oder spirituell sei. Diese sei zwar aus einem solchen Boden gewachsen, erläutert Ravi Shankar, und Aufführungen begännen immer mit einem spirituellen Teil. «Dann kommen aber stets unterhaltsamere, auch romantische und erotische Teile.» Die neun Empfindungen des Nava Rasa ergäben im Ablauf schliesslich ein umfassendes Ganzes – «Musik ist für mich wie ein menschliches Wesen.»

Ein Irrtum ist auch, dass Ravi Shankar die indischen Ragas und Talas mit westlicher Musik verschmolzen habe. «Diese hat durchaus anziehend auf mich gewirkt», erklärt er. «Aber ich habe nie, wirklich nie versucht, sie anzuwenden, etwa Pop oder Jazz zu spielen, ich habe auch nie an Jam-Sessions mitgewirkt. Wenn ich mit Yehudi Menuhin oder Jean-Pierre Rampal musizierte, lehrte ich sie Ragas und Talas zu spielen, die ich komponiert und teilweise mit Elementen indischer Folklore angereichert hatte, das war auch bei den sinfonischen Stücken so. Ich habe aber nie versucht, eine Fusion zu schaffen.»

Eine Zusammenarbeit mit kompositorischer Wechselwirkung gab es immerhin bei vier Stücken des mit Philip Glass geschaffenen Albums «Passages» (1990). «Jeder von uns schrieb dem anderen zwei musikalische Themen, aus denen dieser dann Stücke komponierte. Wir schufen also separat aus den Motiven des anderen unsere eigene Musik. Daraus entwickelte sich etwas sehr Interessantes.» In dieser Vorgehensweise zeigt sich, dass sich Ravi Shankar durchaus von westlicher Musik hat beeinflussen lassen, wie er im Interview auch bestätigt. «Sie hat bei mir nicht das Komponieren selbst verändert, aber definitiv die Idee davon – man