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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

Too cool to be cool


«Gossip ist jung + brennt mit white heat...Wir sind eine Punkband, bestehend aus 3. Wir interessieren uns für Kunst, Kriminalität, Politik, Food, Change, den Underground, Tanzen, Mode, subversive Individuen und Bewegungen. Wir werden never sterben + wir werden nie eine Diät anfangen.»

Nie eine Diät anfangen! So ziemlich der originellste Spruch im ganzen «MySpace». Denn da sind die obigen Zeilen zu finden. Zusammen mit der supercoolsten Liste von Einflüssen weit und breit: The Slits, Essential Logic (man erinnere sich: Lora Logic!), Maximum Joy, The Fire Engines, Wire, Grauzone, Raincoats, Ronettes, Velvet Underground, Bad Brains, Arthur Russell, Antony & The Johnsons – undsoweiterundsofort. Wow! The Gossip stammen aus dem tiefsten Staate Washington. Wenn der Papa ein Reh umgefahren habe, sei dieses umgehend im Kochtopf gelandet, erzählt Gitarrist Brace Payne. Sängerin Beth Ditto sei so mausarm gewesen, dass es manchmal selbst erlegtes Eichhörnchen zum Abendessen gegeben habe. Aber das könnten punkige Lügenstories sein.

Später zogen The Gossip um ins liberal eingestellte Portland, Oregon, eine Musikstadt, wo nebst den Dandy Warhols, Dead Meadow und M Ward noch viele andere aussenseiterhafte Musikanten daheim sind und wo man sich mit besonderer Vehemenz für die Legalisierung schwuler Ehen einsetzte. Die mit gewaltigen Blasbalg-Lungen ausgestattete Madame Ditto hat noch nie ein Hehl gemacht aus ihren sexuellen Gelüsten. «Standing In The Way Of Control», der Gassenhauer, welcher aus der ewigen Underground-Band mit immerhin fünf Alben auf dem Buckel nun plötzlich umschwärmte Gäste populärer englischer Prime-Time-TV-Talkshows gemacht hat, war ein veritabler Protest- und Zornsong gegen die homophobische Politik von Präsident Bush und seinen