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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#Leben und Tod
  3/4
dossier: Marc Forster
Leben und Tod

startet, wird er mit dem Verlust drei ihm nahestehender Menschen konfrontiert. Sein schwer erkrankter Bruder sieht den einzigen Ausweg im Freitod. Kurz darauf sterben auch der Vater und die geliebte Grossmutter.

In seinem ersten grossen Spielfilm, dem Psychogramm «Everything Put Together» von 2000, steht denn auch der Tod im Mittelpunkt. Eine Mutter wird mit dem plötzlichen Kindstod konfrontiert und verfällt morbiden Obsessionen. Bereits hier zeigt sich Forsters Stärke, dem Publikum die Essenz unseres Daseins in Geschichten zu vermitteln, die mehrdeutig lesbar sind. An der Oberfläche sind seine Filme einfaches und gutes Erzählkino, das sich auch der Unterhaltung verpflichtet fühlt. Unter der makellosen Hollywoodschen Hülle allerdings outen sie sich als existenzielles Brainstorming.

In «Monster’s Ball» von 2001 spielt das Schicksal vollends verrückt. Rund um die Hinrichtung eines Gefangenen treffen sich zwei Menschen, die in ihrer Herkunft und ihren Ansichten nicht vereinbar wären, durch den Verlust ihnen nahe stehender Menschen aber zueinanderfinden. In «Monster’s Ball» zeigt sich der Tod mit vielen Gesichtern und die Lebenden überleben nur, weil sie ihre Existenz aus einer völlig neuen Perspektive betrachten. Dieses mit Halle Berry und Billy Bob Thornton verfilmte Sozialdrama ist der eigentliche Auftakt der Forsterschen Suche nach dem «Wie weiter?». Es mag in all seinen Filmen um den Tod gehen. Doch in Wirklichkeit geht es um das Leben. Das eine kann ohne das andere nicht positioniert werden.

Forster nähert sich dem Thema 2004 in «Finding Neverland» wieder völlig anders. Einem Jungen, der um seinen Vater trauert, wird die Welt der Fantasie zum Rettungsanker, auch wenn er sich dieser Gegenwelt zunächst verweigert. Am Ende steht die Fantasie auch für das Modell einer Welt nach dem Tod und im Gegensatz zu den nüchtern realistischen Bildern von «Monster’s Ball» inszenierte