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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#Interview
  4/6
dossier: Marc Forster
Interview

mit diesem oder jenem Regisseur war. Versuchen Sie bewusst, eine gewisse Arbeitsatmosphäre zu kreieren, die solche positiven Statements fördert?
Es ist mir sehr wichtig, dass das Set von Ruhe geprägt ist. Ich will keine Leute um mich herum, die andauernd schreien. Ich will kreativ arbeiten können. Ich befasse mich intensiv mit den einzelnen Schauspielern. Man muss sie kennenlernen, sich in sie einfühlen können. Wenn ich einen Film mache, dann habe ich eine Vision, eine genaue Vorstellung davon, wie das Resultat aussehen soll. Und diese Vision muss man kommunizieren können. Und deshalb gehe ich auf jeden Einzelnen in der Crew persönlich ein.

Da ist viel psychologische Kenntnis gefragt.
Absolut. Filmemachen hat sehr viel mit Psychologie zu tun.

In vielen Kunstformen ist die kreative Arbeit ein einsamer Vorgang. Das gilt für den Maler genauso wie für den Singer/Songwriter oder einen Schriftsteller. Bei ihnen sind beim Dreh Dutzendschaften vor Ort.
Oft denke ich mir, es wäre schön, alleine arbeiten zu können. Ein Bild zu malen oder eine Novelle zu schreiben. Auf der anderen Seite kann der Austausch mit anderen Menschen auch zu Kreativität führen. Vieles entsteht oft aus einer Spannung zwischen zwei Persönlichkeiten heraus. Und dieses ständige, sich mit dem Gegenüber Auseinandersetzen, gefällt mir letztlich halt

doch sehr.

An was arbeiten Sie zur Zeit?
Ich habe soeben den Film «The Kite Runner» abgeschlossen, der auf dem gleichnamigen Buch (zu deutsch: «Der Drachenläufer») des afghanischen Schriftstellers Khaled Hosseini basiert. Es sind nur unbekannte Schauspieler am Werk und der grösste Teil des Films ist in Farsi gesprochen, der Mehrheitssprache Afghanistans.

Das ist wieder etwas völlig anderes als «Stranger Than Fiction». Oberflächlich betrachtet unterscheiden sich die einzelnen Filme jeweils massiv voneinander. Wählen sie bewusst immer wieder ein anderes Genre aus?
Ja, schon. Ich tue dies, weil mich das Neue reizt. Ich will mich immer wieder mit mir unbekannten Dingen auseinandersetzen.

So läuft man auch nicht Gefahr, sich plötzlich in einer vordefinierten Ecke vorzufinden, die dann ja auch mit einer Erwartungshaltung seitens des Publikums verbunden wäre.
Genau. Das möchte ich nicht. Die Herausforderung, die ein neues Projekt an mich stellt, ist mir einfach enorm wichtig.

Trotz der Unterschiedlichkeit der Filme. Was ist ihnen gemeinsam?
Nun, sie befassen sich alle mit Leben und Tod. Mit der Einstellung von Menschen gegenüber Leben und Tod. Der Verlust des