verstehen, in seinen Möglichkeiten immer eingeschränkt bleiben würde, weil die Menschen sie letztlich doch nicht recht erfassen konnten, auch wenn sie sagen, sie gefalle ihnen.
Dadurch entstand eine paradoxe Situation, nicht wahr? Einerseits verlangte das neue europäische Publikum von seiner afrikanischen Musik, dass sie authentisch sei, was immer man darunter zu verstehen beliebte. Es wollte afrikanische Musik hören, nicht verwestlichte afrikanische Musik. Sie aber erkannten, dass dieses Publikum die Musik gar nicht erfassen könnte, wenn Sie ihm die gleiche Kost vorsetzten wie in Senegal?
Ja. Ja! Und ich bin überzeugt, dass ich mit der Meinung richtig lag. Klar, es gab Ausnahmen. Es gab auch Journalisten, die sich hineinhören konnten. Das Problem bestand allerdings nicht bei allen Arten von Mbalax-Musik. Nur bei bestimmten Rhythmen. Darum habe ich dann bei Stücken wie «Immigres» und anderen Roots-Mbalax-Songs die Schlagzeug- und Bass-Parts leicht verändert, wenn wir sie im Ausland spielten. Fürs senegalesische Publikum bekam das Stück dadurch eine leicht andere Farbe, einen leicht anderen Vibe.
Und die anderen senegalesischen Musiker haben die Idee aufgegriffen und weiterentwickelt?
Jedenfalls all die Musiker, die aus der Wolof-Kultur kamen. Die anderen, Baaba Maal etwa, hatten das nicht nötig. Bei ihrer Musik besteht das Problem nicht. Wenn man es überhaupt ein Problem nennen will!
Fürs neue Album haben Sie sich mit einer anderen Tradition beschäftigt – mit der aus dem Norden von Senegal. Können Sie uns das Konzept dahinter beschreiben?
Das Konzept bestand darin, die Wurzeln von Blues, Reggae und kubanischer Musik zu erforschen. Diese Musikarten stehen uns Afrikanern ja sehr nahe. Wir spüren diese Rhythmen, sie gehören uns – aber sie haben uns vor langer Zeit mit den Sklavenschiffen verlassen. Das ist die Botschaft des Albumtitels: wir haben von der entwickelten Welt viel bekommen, aber erinnert euch daran, dass wir ihr auch viel gegeben haben.
Wie sind Sie bei der musikalischen Ausgrabungsarbeit vorgegangen?
Eines Tages, weitab von den Spitzenzeiten, kam am Fernsehen ein ganz kurzer Beitrag über einen Musiker namens Ba Mody. Zwei Minuten lang. Nicht länger. Er spielte ein bisschen Gitarre, er sang – und fertig. Es war fantastisch. Am nächsten Tag fand ich heraus, wo er lebte, und kontaktierte ihn. Es stellte sich heraus, dass er ein grosser Fan von meiner Musik ist. Ich sagte zu ihm: «Ich will deine