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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Interview mit Annie Lennox
  8/9
musik
Interview mit Annie Lennox

Action Campaign unterzubringen. Ausserdem fahre ich nach Südafrika, wo ich ein paar kurze Reportagen über HIV/Aids in Afrika drehen werde, die sie auf ihren YouTube-Sites zeigen können. Das ist meine Art von Aktivismus.

Aber auch das ist kein einfaches Thema. Nach Südafrikas Präsident Thabo Mbekis Ansicht ist die Bekämpfung von Aids mit Medikamenten eine Fabrikation der pharmazeutischen Industrie.

Ja, furchtbar. Menschenleben werden durch diese Medizin gerettet. Das ist Tatsache. Es gibt moderne Formen von AZT. Zackie Ahmat ist seit Jahren in dieser Kampagne tätig, und sein Leben wurde durch die Medikamente gerettet, die er nimmt. Ich glaube selbst an ganzheitliche Medizin, aber es ist bisher nicht erwiesen, dass sie sich zur Bekämpfung von Aids eignet. Das muss klar ausgesprochen werden. Seit zehn Jahren sind die Menschen in Südafrika mit diesen verdrehten Informationen gefüttert worden, die verhindert haben, dass Menschenleben gerettet wurden. Als ich davon zum ersten Mal hörte, konnte ich es vor lauter Schock gar nicht glauben. Es ist wie Alice im Wunderland.

In den Augen jener Leute, die diese Theorien glauben, erfüllen Sie nun die klassische Rolle der Westeuropäerin, die alles besser weiss.

Natürlich.

Ein anderer Song auf Ihrem neuen Album mit einer auf den ersten Blick offensichtlich feministischen Botschaft ist «Womankind». Bei näherer Betrachtung ist es aber ein Lied, das den Männern die offene Hand entgegenstreckt. Da kommen Zeilen vor wie «Rette mich» und «Halt mich».

Absolut. Feminismus muss für mich nicht grundsätzlich scharf sein. Wir sind menschliche Wesen mit menschlichen Bedürfnissen. Zunächst einmal bin ich eine Frau. Aber ich sage auch klar, dass ich eine Feministin bin, denn obwohl dieses Wort in der westlichen Welt über die letzten Jahre abgewertet worden ist, sehe ich ein grosses Bedürfnis nach Feminismus in den Entwicklungsländern. Frauen müssen sich auf jede erdenkliche Art ermächtigen, und ich bin ein Teil davon. Ich will, dass Frauen das Wahlrecht haben. Ich will, dass Frauen geschätzt werden. Ich will, dass Frauen, die zu Hause Gewalt erleiden, eine Stimme haben.

An wen wenden Sie sich also in diesem Song?

An alle. Es ist nicht ein Geschlecht gegen das andere. Darum geht es nicht. Es geht darum, ein besseres Verständnis zu erreichen. Ich glaube, es ist heutzutage sehr schwer für Männer, denn die Frauen haben tatsächlich mehr Macht. Wir nehmen Positionen ein, in denen wir die Möglichkeit haben, Männern