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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Interview mit Marcus Miller
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musik
Interview mit Marcus Miller

Jazzmusiker, den Anschluss an diese Musik zu schaffen. Ich denke da etwa an Greg Osby Mitte der neunziger Jahre.

Man muss ein wenig nachsichtig sein mit den Bläsern wie Greg Osby. Denn bei rhythmuslastiger Musik wie Rock, Funk oder Hip-Hop kommen sie gar nicht zum Zug. Darum haben sie von Haus aus ein schwieriges Verhältnis zu den Entwicklungen der letzten dreissig, vierzig Jahre. Das liegt daran, dass die Gitarre das Saxophon als dominantes Instrument ersetzt hat. Früher waren es die Tenorsaxophonisten, die die Frauen nach den Konzerten abschleppten, aber seit den sechziger Jahren stehen die Gitarristen im Mittelpunkt. Dazu kam, dass sie sich in Tonarten wie E, D und A zurechtfinden mussten, die für Gitarristen selbstverständlich, aber für Bläser die reinste Hölle sind. Das ist ein Trauma, von dem sich die Bläser bis heute nicht erholt haben. David Sanborn ist die grosse Ausnahme, weil er sich in Tonarten wohl fühlt, die Bläsern sonst nur Schwierigkeiten bereiten.

Und als Funk aufkam, muss das ein zusätzlicher Schock gewesen sein.

Genau. Die Bläser sind ja auf spannende Harmonien angewiesen, damit sie möglichst interessante Soli spielen können. Aber als James Brown ganz auf Akkordwechsel verzichtete, waren die Bläser völlig aufgeschmissen. Ich habe sozusagen eine

umgekehrte Entwicklung durchgemacht. Als ich jung war, habe ich mich eingehend mit der Musik von John Coltrane und Cannonball Adderley auseinandergesetzt, damit ich nicht auf die Tonarten fixiert war, die auf dem Bass gängig sind. Ich wollte nicht durch die Limitationen meines Instruments eingeschränkt sein,  darum habe ich gelernt, auch in jenen Tonarten zu spielen, in denen die Bläser mehr zuhause sind als die Gitarristen.  

Sie sagen, dass die Bläser bis heute traumatisiert sind. Dabei gibt es Musiker wie Maceo Parker, die den allgemeinen Paradigmenwechsel von Melodie zu Groove scheinbar mühelos gemeistert haben.

Maceo war auf seinem Saxophon schon immer so etwas wie ein Rapper – er war eine Schnittstelle zwischen Jazz und Hip-Hop, bevor es den Hip-Hop überhaupt gab. Aber er stammt ja aus South Carolina, und die Musiker aus dem Süden werden schon in der Kinderstube mit dem Blues konfrontiert. Das bedeutet, dass sie später weniger Mühe haben, sich auf Musik wie Rock oder Funk einzulassen, die ja mehr mit Blues als mit Jazz zu tun haben.

Gibt es heute noch derartige Unterschiede zwischen den Musikern aus den verschiedenen Regionen der USA?

Im Jazz sind sie sicher nicht mehr so