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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Interview mit Ben Harper
  8/11
musik
Interview mit Ben Harper

Foxtrot» von Wilco, eine meiner Lieblingsplatten. Es gibt da Songs drauf, die hatten sich mir beim ersten Anhören nicht vollends erschlossen. Aber man beginnt mit einem Album zu leben, hört es sich immer und immer wieder an und dann plötzlich packen Dich diese Songs. Sie eröffnen Dir dann eine neue Welt, man wächst an solchen Songs. Nicht nur der Künstler entwickelt sich mit seiner Musik weiter, auch der Zuhörer. Ich bin optimistisch, dass dies in Zukunft wieder vermehrt eine Rolle spielen wird.

Auf Ihrem letzten Album «Both Sides Of The Gun» waren die Texte allgemeiner gehalten. Sie waren teilweise gar eindeutig politisch. «Lifeline» scheint viel intimer, persönlicher. Die Lieder klingen, als würden Sie zu einer einzelnen Person sprechen.

Das ist so. Wobei ich davon ausgehe, dass die andere Person jeweils die Person ist, die das Album hört. Dass diese sich ganz persönlich angesprochen fühlt.

Sie unterstützen im amerikanischen Wahlkampf Senator Barack Obama. Der erste Song der Platte, «Fight Outta You», handelt davon, dass man sich durch die anderen nicht unterkriegen lassen sollte. Das könnte man als direkte Botschaft an Obama verstehen.

Das kann man so sehen, ja.

Denken Sie, dass das amerikanische Volk bereit ist, für einen wie Barack Obama? Er wäre der erste schwarze Präsident des Landes.

Das weiss ich nicht. Aber was ich weiss, ist, dass dieser Mann die besten Seiten dieses Landes repräsentiert. Man muss ihm bloss zuhören. Einfach nur hören, was der Mann zu sagen hat. Es ist egal, ob er jung ist oder schwarz oder was auch immer. Einfach zuhören und dann wissen alle, wovon ich rede.

Wie Barack Obama sind auch Sie das Resultat der multikulturellen Gesellschaft Amerikas. Musikalisch könnte man Sie als Wurzelsammler bezeichnen. Einer, der sich die verschiedensten Einflüsse von Blues und Gospel über Funk und Soul bis hin zu Folk und Rock einverleibt hat, um sich sein eigenes Genre zu schaffen. War das ein bewusster Vorgang?

Nein. Ich liebe einfach Musik über alles. Aber ich mag keine Formeln. Deshalb habe ich mich von guter Musik beeinflussen lassen, aber stets mit dem Verlangen nach völliger Freiheit, um mich durch die Musik persönlich ausdrücken zu können. Man könnte auch sagen, ich habe beim Zitieren meiner Einflüsse soviel falsch gemacht, dass es letztlich wie mein eigenes Ding klingt. Schon beim ersten Album habe ich mich gegen jegliche Art von Mainstream aufgelehnt und habe mich dann durch dessen Erfolg letztlich selber darin wiedergefunden.