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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Interview mit Ben Harper
  3/11
musik
Interview mit Ben Harper

Paris hat einen energetischen Geheimcode, von dem sich jeder Künstler angezogen fühlt. Und wenn Du ihn geknackt hast auf Deine ganz persönliche Weise, dann inspiriert Dich diese Stadt wie kaum eine andere. Und Paris ist seit Jahrzehnten immer ein künstlerisches Epizentrum gewesen.

In den fünfziger Jahren war sie Exil für viele Amerikaner, die Jazzszene war lebendig wie kaum anderswo. Miles Davis war in Paris…

Oh Mann, alle waren sie dort: Filmemacher, bildende Künstler, Musiker. Paris ist eine einzigartige Inspirationsquelle. Ich will nicht gerade behaupten, die Stadt sei das Zentrum des Universums, aber…

…mindestens die Pariser selber denken dies von ihrer Stadt…

…(lacht) Ja, vielleicht sind sie da gar nicht so auf dem falschen Weg. Der Ort ist unglaublich kreativ geladen. Ich will nicht sagen, andere Orte seien dies nicht. Aber auf eine andere Art. Ich denke, ein Album in Barcelona zu machen, wäre auch grossartig. Aber ich habe mein Herz an Paris verloren und immer daran geglaubt, wenn ich wirklich mal intensiv eintauche, dann erhalte ich von der Stadt auch wieder etwas zurück.

Haben Sie ganz persönlich auch andere Orte, an denen Sie das Gefühl von Energie besonders fühlen können.

Dass da kein falscher Eindruck entsteht: ich kann immer und überall Musik machen, das ist gar keine Frage. Aber irgendwann kommt man in ein Alter, in dem die Intuition den Tag bestimmt. Und meine Intuition hat nach Paris verlangt.

Sie haben gesagt, der beste Moment, um ein Album einzuspielen, sei unmittelbar nach Abschluss einer Tournee.


Genau. Die Songs zum Album sind auf Tournee entstanden. Meine Band und ich sind jeweils vor den Konzerten zum Soundcheck zusammengekommen. Und dort haben wir den Rahmen abgesteckt für das neue Album, und zwar so, dass sich alle einbringen konnten. Der musikalische Stil spielte dabei keine Rolle. Wichtig war uns, dass der Gemütszustand, in dem sich das Kollektiv zu jener Zeit befand, in der Musik widerspiegelte. Daraus entstand diese Art von – nennen wir sie mal – akustische Modern Soul Music. Und innerhalb dieses Nenners durfte jeder seine Ideen einbringen. Egal, ob der Einfall nun spontan kam oder ob einer die Idee seit Jahren mit sich trug.

Gab es da keine Probleme?

Bei einem solchen Arbeitsprozess ist es von grösster Wichtigkeit, wenn er denn fruchtbar sein soll, dass jeder sein Ego aussen vor lässt. Ansonsten geht gar nichts. Wenn eine Idee nicht funktionierte, wurde sie fallen gelassen.