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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Zukunft des Reggae
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dossier: Reggae
Zukunft des Reggae

Fontaine, Jah Guide, Alborosie und Chezidek auch Veteranen wie Sizzla, Richie Spice, Buju Banton und sogar Gregory Isaacs populärer sind als je zuvor.

Aus den alten Zeiten hat der Reggae vor allem eine Gewohnheit ins Digitalzeitalter hinübergerettet: altbekannte Riddims und Lieder immer wieder aufzugreifen und neu zu gestalten. Das bedeutet, dass Reggae-Künstler und –Fans einen intensiven Umgang mit der Vergangenheit pflegen, der sich im Geist nicht vergleichen lässt mit der Nostalgie-Industrie, welche heute eine so wichtige Position im Rock und Pop einnimmt. Im Zeitalter des Downloading mag Reggae in all seinen Formen ein Musikstil unter vielen geworden sein. Wer einen internationalen Hit haben will, muss entweder den internationalen R’n’B-Trend besonders ohrwurmtauglich auf den Punkt bringen, oder sich aber einen ausserordentlich witzigen Refrain ausdenken. Aber die so vitale wie paradoxe Omnipräsenz der Vergangenheit verleiht dem Reggae eine Kraft, die weit über seine Limiten als Popmusik hinaus reicht. Es ist dies ein weiteres Paradox in der Geschichte einer von einer winzigen Lokalszene ausgehenden Musik, die ihren Weg unterdessen in die hintersten Täler von Afrika und die dunkelsten Spelunken von Kolumbien ebenso gefunden hat wie in den bunten Underground von Berlin. Die alten Riddims werden nur deswegen immer wieder verwendet, weil es beim halsbrecherischen


Nasio Fontaine