Viele weisse Briten hegten nun zwar Sympathien für die jamaikanische Szene samt Reggae, Soca und Carnival. Aber ein bisschen verunsichert im Umgang war man doch. So war eine kuriose Zweiteilung des Carnival entstanden. Am ersten Tag, dem Sonntag, wimmelte es von jungen Weissen in Jeans und T-Shirts, die mit Plastiktaschen voll von Lagerdosen durch die Strassen zogen und periodisch ihren Shit-Bollen hervorholten, um ein illegales Zigarettchen zu rollen. Den Nachmittag beendeten sie gern dösend oder Jerk Chicken mampfend auf dem Rasen von Meanwhile Gardens. Der Montag andererseits war der Tag der Schwarzen. Sie tranken zwar auch, und zwar erst noch das ultrastarke Tennents Extra oder Carlsberg Special Brew, aber nicht acht Dosen, sondern vielleicht zwei; auch sie rauchten, aber nicht Shit, sondern Gras. Das bedeutete, dass die Atmosphäre grundverschieden war. Wo gestern noch Tausende von supercoolen Weissen versucht hatten, Relaxtheit nach dem stereotypischen Bild der Jamaikaner zu markieren, sorgten nun die wahren Jamaikaner für einen vergnügten Radau sondergleichen.
Bestes Reggae-Live-Album
Womit wir wieder beim besten Reggae-Live-Album aller Zeiten angekommen wären: «Live And Direct» von den Lokalmatadoren Aswad, aufgenommen hier am Notting Hill Carnival 1983 und – wie es bei Vinyl halt so ist – aufgeteilt auf zwei Seiten. Seite eins gibt den Sonntag wieder, an dem die Band das sanft dahindriftende Publikum mit den subtilen, entspannteren Nummern in ihrem Repertoire noch tiefer ins Traumland beförderten. Und Seite zwei, die