Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Dub
  4/4
dossier: Reggae
Dub

Wie schon in seiner hervorragenden kulturwissenschaftlichen Arbeit über die nigerianische Musiklegende Fela Kuti markiert Veal – als Ethnomusikologe derzeit Professor in Yale (und Liner-Notes-Lieferant für den prächtigen zweiten Dub-Sampler des verdienstvollen britischen Labels Soul Jazz) – seinen Gegenstand an der Schnittstelle von Ästhetik, Geschichte und Soziologie.

Neben den ästhetischen Analysen, in denen Veal die Wege einzelner Tracks in ihre verschiedenen Dubs verfolgt, sind die spannendsten Momente des Buches jene, in denen die Verbindung von Musik und afrodiasporischer Identität untersucht wird. Dabei ordnet er Dub in die afrikanisch inspirierte Moderne ein, stellt ihn neben «Afrofuturisten» wie Sun Ra, Miles Davis oder George Clinton. Dub steht für eine Identität, die stets relativ und vorläufig bleibt. Die schweren, dunklen Echos des Dub wiederum signalisieren die Abwesenheit Afrikas, das durch die postkoloniale Wirklichkeit geistert.

Dub wirkt dabei zudem gleichsam postimperial auch nach außen: die gezielten ästhetisch-technologischen Experimente der jamaikanischen Studiokünstler fanden ihren Weg als exotische und sinnliche Bereicherung seit den siebziger Jahren in die Popmusik und in die Studios von London über Berlin und New York nach Tokio. Während Veal selbst recht virtuos den Regler seines analytischen Pultes verschiebt, entsteht seine Version des Dub als «machtvoller musikalischer Einfluss und als Klangmetapher für die transatlantische Kultur am Ende des 20. Jahrhunderts.»



Michael E. Veal, Dub. Soundscapes and Shattered Songs in Jamaican Reggae. Wesleyan University Press 2007. 338 Seiten. $ 27.95