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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

in der Kälte sitzen. Wehe aber, wenn der Sommer doch noch heiss wird und alle draussen sitzen und rauchen wollen! Wehe auch, wenns regnet. Dann wird man nass. Denn erstens darf der Baldachin nicht über den Bürgersteig hinausragen, sagen die Behörden, zweitens reicht er aber auch nicht ganz an die Hausmauer heran. Wenn man sich also auf den – vollgeregneten – Stuhl setzt (es bleibt einem mangels Platz gar nichts anderes übrig) wird man nicht nur von vorne angespritzt, sondern es giesst einem hinten auch noch in den Kragen. Dazu hat der  Baumeister in der Eile statt einen flachen Betonboden eine Badewanne hingepfuscht. Beim minimsten Nieselregen schwappt einem das Wasser oben in die Schuhe hinein. Aber aus Lärmbelästigungsgründen darf man hier sowieso nur bis 23 Uhr rauchen. Danach muss man mit seiner Zigarette vorn auf die Strasse stehen, wohin aber keine Drinks mitgenommen werden dürfen. Was per CCTV überwacht wird.

In der Tat haben die Behörden das Rauchverbot zum Anlass genommen, zwecks Schaffung von Arbeitsstellen einen weiteren neuen Beruf aus dem Boden zu stampfen, nämlich den «smoking control officer». Er fügt sich nahtlos in die lange Reihe von taufrischen Berufen ein, die möglich geworden sind, seit die britischen Obrigkeiten das ganze Land millimeterdicht mit CCTV abfilmen lassen und eine Vielzahl von Gesetzen eingeführt haben, die ein gewaltiges Heer von Zurechtweisern, Büssern, Beobachtern, Beinstellern und Zeigefingerwacklern erfordert. Nicht einmal die Bardame von Father Ted’s weiss allerdings mit Bestimmtheit zu sagen, ob es den Rauchwächter tatsächlich gibt, oder ob es sich um einen neuen urbanen Mythos handelt.

Kein Mythos ist hingegen, dass die Polizei bei jedem, der im Pub beim Paffen geschnappt wird, eine Instant-Busse in der Höhe von £ 50 kassiert. Derweil sich die Sündengländer erstaunlich schafherdenmässig mit den neuen Bestimmungen abgefunden haben – ja, es ist schier unglaublich, wie viele seither das Rauchen