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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

Bye-bye Glimmstengel

Seit dem ersten Juli herrscht in England die grosse Rauchfreiheit. Bye-bye Glimmstengelgemütlichkeit in Clubs, Schulzimmern, Restaurants, Cafés, Schwimmbädern und Unikantinen. Schluss damit, in schwierigen Stammtischmomenten mittels imposanter Rauchwolke dampfendes Gehirn zu markieren. Die Folgen können tragisch sein. Davey zum Beispiel, der bärbeissige Ex-Coiffeur aus Nordwales mit dem kecken Hütchen und dem Klumpfuss, sitzt plötzlich meistens allein in der Kneipe, wo er täglich die TV-Fussballer anschreit: seit rundum nicht mehr alles nach Tabak stinkt, steigen die Folgen eines legeren Umganges mit den Körpersäften umso kräftiger in die Nase. Man hat ja Mitleid mit Davey. Aber im Knigge fehlt es leider an gutem Rat, wie man einem verdriesslichen Rentner effizient und schmerzlos die Botschaft vermitteln kann, dass seine Unterhosen stinken – so lässt man das Gespräch aus Rücksicht auf die eigene Schnüffelmuskulatur lieber ganz bleiben.

Oder das Café vorn an der Hauptstrasse: erst in der alpenhaft reinen Luft merkt man so richtig, wie abgestanden das Frittier-Öl wirklich duftet, und wie der Kellner vor lauter weissen Böhnchen ein garstiges Furzproblem hat. Und erst die Sache mit dem Mundgeruch! Früher dachte ich immer, zwecks Erzeugung einer rechten Halitose müsse man bloss eins Rauchen. Jetzt weiss ich, dass Raucher, die möchten, aber nicht dürfen, in Sachen toxischem Mundgeruch noch viel mehr Potenz ausspielen. Ausserdem erlangt der geringste Hauch Knoblauch im Kontrast mit der frischen Luft die Wirkung einer Stinkbombe apokalyptischen Ausmasses. Das hat soziale wie psychologische Folgen. Innert diesen nunmehr sieben rauchfreien Wochen habe ich bereits vier alte Bierkumpel und einen putzigen Flirt ins Abseits stellen müssen. Schlimmer noch ist die Angst davor, dass  man unwissentlich selber solche