späten Verabredungen Blumen mitbrachte – einfach, weil ich es konnte. Zu jeder Tages- und Nachtzeit Lebensmittel, Blumen oder CDs kaufen zu können und dabei im Schein gigantischer Brause-, Rapper- oder Filmreklame zu bummeln, scheint mir krass zivilisiert, um es mal so zu sagen. Zudem sieht es schön aus, wenn alles beleuchtet ist und lebt. Auf dem sozialistischen Alexanderplatz zum Beispiel gab es naturgemäss keine Werbung und auch sonst keinen lichternen Zierrat. Schon am frühen Abend schlichen höchstens ein paar Trabis und eine einsame Tram über das riesige Gelände, das so gespenstisch wirkte wie eine Autobahnkreuzung am Rande Belgrads. Heute glitzert und gleisst alles, und schicke Autos brummen Tag und Nacht glücklich über die geschätzten 23 Spuren, die man zu prima House-Beats ganz wunderbar vom tollen Weekend-Club aus beobachten kann, der nach dem elften Stock auch das Dach seiner Location direkt am Platz übernommen hat.
Merkwürdigerweise ist jedoch eine der deutlichsten Veränderungen im Berlin seit Mauerfall das Verschwinden der Spät- und Superspätvorstellungen. DVD killed the B-Picture-Star. In den achtziger Jahren war es ganz selbstverständlich, dass man sich wochenends Doppel- oder Tripleprogramme ansah. Oft hochspezialisierte Preziosen aus Trash oder Merkwürdenkunst, die heute offenbar niemanden mehr interessieren – seltsame spanische Zombieklassiker, die schwarz-weisse Trilogie Russ Meyers oder unzensierte «Texas Chainsaw Massacres» oder «Evil Deads». Drei frühe Fassbinders, Warhols sechsstündigen «Chelsea Girls» als splitscreenartige Doppelprojektion oder die «Frankenstein»- und «Dracula»-Versionen der Factory mit Udo Kier. Beginn 23.30 Uhr. Hinterher ins Risiko und danach vielleicht ins Cri du Chat wackeln. Es ist ja nicht so, dass die Raver die durchgetanzte Nacht erfunden hätten.
Damals war es völlig unproblematisch, nachts um elf im kleinen Programmkino um die Ecke noch Filme zu sehen, die man zur