Stan Douglas, Hastings Park, 16 July 1955,
2008, Digital C-print on dibond aluminum
© Stan Douglas, Courtesy the artist and
David Zwirner Gallery, New York


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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#ICP New York: «Dress Codes»
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kunst
ICP New York: «Dress Codes»

Bereits der Titel der aktuellen Ausstellung im International Center of Photography in New York weckt unzählige Assoziationen: «Dress Codes». Gerade in New York City, einer multikulturellen Stadt, in der Sein und Schein oft unmittelbar und unerwartet aufeinander prallen. Der indische Taxifahrer mit Turban, der das Model mit kurzem Rock und hochhackigen Schuhen transportiert. Die verschleierte muslimische Frau neben einer in Pelz gehüllten Russin oder der längst zur Uniform gewordene Szenelook der Bewohner des Brooklyner Quartiers Williamsburg: die Haare mühsam so modelliert, dass sie aussehen, als wäre man vor einer Minute erst aus dem Bett gestiegen, der pseudo-intellektuelle Touch der schwarzen Hornbrille und der Vollbart als folkloristisch anmutendes Gadget des urbanen Trendsetters.

Am Times Square und anderswo die meterhohen Werbebanner mit makellosen Menschen, die der Allgemeinheit ein Idealbild vorgaukeln, in fensterlosen Büros ganz normale Angestellte, die Anzug und Krawatte tragen, die Uniformen der Schülerinnen und Schüler der Privatschulen Manhattans, die Turnschuhe in der «Nike Town», die auf Sockeln und unter Glas einen banalen Gebrauchsgegenstand zur Ikone hochstilisieren und all die ultrateuren Restaurants mit dem Hinweis auf deren «Dress Code», ohne dessen Befolgung ein Gast nicht in die so begehrten Hallen der sozialen Oberschicht zugelassen wird.