...Markus Ganz
Seit gut einem Jahr erhalten Schweizer Musikjournalisten die neuen Alben der grossen Plattenfirmen in der Regel nicht mehr auf CD, sondern müssen sie sich online in meist miserabler Streaming-Qualität anhören. Mir hat dies die Berichterstattung erschwert – aber auch meine Wahrnehmung geschärft. Ich nutze die digitale Plattform höchstens, um einen ersten Eindruck zu erhalten, schreibe aber nur Stories, wenn ich dazu eine CD oder Downloads in guter Auflösung erhalte. Dadurch werde ich automatisch von viel Mainstream-Konfektionsware verschont, die früher zum Pflichtstoff zählte. In Übereinstimmung mit vielen Medien kann ich mich vermehrt spannenderen anderen Künstlern widmen, die bisher oft zu kurz kamen. Bezeichnenderweise zieren sich diese (bzw. ihre Labels) selten und schicken ohne Murren CDs oder stellen die Musik im Internet in akzeptabler Tonqualität zur Verfügung.
Hinreissende Alben:
The Kills: «Midnight Boom»
Santogold: «Santogold»
Vampire Weekend: «Vampire Weekend»
The Whip: «X Marks Destination»
The Duke Spirit: «Neptune»
Corin Curschellas: «Grischunit»
Juana Molina: «Un Día»
Tricky: «Knowle West Boy»
Femi Kuti: «Day By Day»
The Fireman: «Electric Arguments»
Stimmungsvolle Konzerte:
Gutter Twins: Mascotte Zürich
Madrugada: Abart Zürich
Neil Young: Hallenstadion Zürich
Leonard Cohen: Montreux Jazz Festival
Die ungewöhnliche Idee:
Der Zürcher Klub Helsinki beauftragte ein englisches Medium damit, von verstorbenen Persönlichkeiten der Popkultur die Top-Ten ihrer Lieblingsalben zu erfragen: www.helsinkiklub.ch/jukebox
Das verrückte Projekt:
Cyrill Schläpfers multimediales Monumentalwerk über die Dampfschiffe auf dem Vierwaldstättersee: «Die Waldstätte» (CSR Records).
Das eindrückliche Buch:
Roberto Saviano: «Gomorrha»
Der bewegende Film:
Marc Forster: «The Kite Runner»