Im Studio zu den Aufnahmen von «My Life
in the Bush of Ghosts»: Brian Eno und
David Byrne, 1981 / Foto: Hugh Brown

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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Sein Einfluss
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dossier: Brian Eno
Sein Einfluss

von «New Age»-Musik. In den Augen vieler war Enos Ambient-Musik praktisch austauschbar mit den belanglos virtuosen Klimpereien der «New Age»-Stars. Dabei besteht zwischen den beiden Genres ein grundsätzlicher Unterschied. Derweil im «New Age» eitel Harmonie und Sonnenuntergang dominieren, zielt Enos «Ambient» nicht darauf ab, ein friedliches Gefühl einzustellen, sondern ein Gefühl, das Gedankengänge ermöglicht und eine Atmosphäre «einrichtet», die zu Aktivität führen soll. Die Empfänglichkeit für solche Impulse mag indes eine Frage des individuellen Geschmackes sein. So durfte der Ex-Popstar Pat Kane (Ex-Hue and Cry) in den mittleren 1990er Jahren im «Guardian» eine ganzseitige Tirade gegen Eno und «Ambient» schreiben – Ambient wolle den Hörer zur totalen Passivität verführen, meinte er: «Jedes Mal wenn ich seine voraussehbar unvoraussehbaren Geräusche und Störklänge höre, die stromlinienförmige Zufälligkeit von dem, was er macht, höre ich nichts anderes als die Liftmusik des Spätkapitalismus.» Nun, der Schreiber dieser Zeilen erlebt Enos Ambient-Musik anders: das Auflegen von «The Drop» hat sich bei ihm noch immer positiv auf die Schreiblust ausgewirkt.

Die Vorstellung Enos einer Musik, bei der es eher auf die Atmosphäre ankam, die sie verbreitet, als die Details, die sich beim genauen Zuhören offenbaren, übte einen gewaltigen Einfluss aus auf die elektronische Musik der 1980er und 1990er Jahre, nicht zuletzt auf die Pioniere von House Music. Wie schon auf «My Life in the Bush of Ghosts» verloren die Worte im Bereich der elektronischen Musik über diese Zeit hinweg ihre Bedeutung und wurden immer mehr