amerikanischen Radiostationen spannten sie den klanglichen Bogen weit breiter, als bis dahin bei solchen Collagen üblich gewesen war (wenn diese nicht im Stil von Ernst Jandl und den Dadaisten mit imaginärer Sprache spielten). Sie sprengten ausserdem die Annahme, dass solche Zitate einen inhaltlichen Sinn ergeben mussten. Gerade darin, dass die meisten Zuhörer über weite Strecken nicht verstanden, was da gesagt wurde, verschob die Bedeutung des Gesagten vom Inhaltlichen in den Bereich des rein Klanglichen. Diese Tatsache bereitete Eno und Byrne später noch Schwierigkeiten: der Track «Qu’ran» musste vom Album entfernt werden, weil eine in Grossbritannien beheimatete islamische Organisation gegen die Verwendung von Gesängen aus dem Koran protestierte, die Eno aus dem Album «Music in the World of Islam» gepflückt hatte. So oder so übernahm die Hip-Hop-Szene bald die Idee, dass Samples auch dann als Ohrwurm dienen konnten, wenn sie nicht aus einer erkennbaren Melodie bestanden, sondern aus exotischen Klangfetzen. Schliesslich erreichte diese Einsicht auch noch den jamaikanischen Digital-Reggae, der sich vor einigen Jahren ausgiebig an Samples aus der Musik von Bollywood-Filmen ergötzte.
«Ambient» galt jahrelang in weiten Kreisen als Schimpfwort. In der Tat verstiess die Vorstellung einer Musik, die sich irgendwo in einer Ecke abspielte, ohne dass man ihr besondere Aufmerksamkeit schenken sollte, gegen das Kredo von fast allen Musikfans. Der Genuss von Musik erforderte Konzentration – ansonsten man es mit «banaler» Musik zu tun hatte. Der bürgerliche Schreckensschrei, der den Erfolgszug von Elvis und später auch noch von den Beatles begleitete, war weitgehend darauf zurückzuführen, dass diese Musik primär den Körper ansprach, nicht länger «die Seele», und so einem lang etablierten bürgerlichen Kunstverständnis widersprach. Ironischerweise aber übertrugen viele Rockfans diese Haltung auch auf ihre Musik. Rock, so glaubten sie (und mit ihnen viele Musikpublikationen, angefangen beim «New Musical Express»,