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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Porträt
  4/15
dossier: Brian Eno
Porträt

von U2 so, dass er nun einen Bogen spannte zwischen desolatem Wüsten-Blues und euphorischem Pop. Dadurch warf die Band die Fesseln einer Schubladisierung als Kumpelrock-Combo ab und löste so erst die Resonanz aus, die sie ein paar Jahre lang zur erfolgreichsten Band der Welt machen sollte. Eno ist seither immer wieder mit U2 ins Studio gegangen und hat sich als Produzent und Songschreiber auch oft mit eher überraschenden Kunden zusammengetan (gerade hat er einen Song für das neue Album von Dido geschrieben).

Aber einen Schock wie die Paarung mit U2 hat er seither nie mehr ausgelöst. Genauso wenig wie er den Überraschungseffekt wiederholt hat, der ihm mit den ersten Ambient-Alben gelungen war, die den Klangspuren von «Discreet Music» folgten. Das ist indes weniger das Symptom einer sich auf den Lorbeeren ausruhenden Muse als ein Zeichen des Erfolges. Elektronische «Ambient»-Musik, die sich nicht um prägnante Melodien dreht, sondern in der es darum geht, eine Stimmung zu etablieren, die nicht unbedingt davon abhängig ist, ob man die Musik tatsächlich bewusst wahrnimmt, ist unterdessen zu einem eigenständigen Genre geworden, in welchem sich Tausende von Musikern tummeln. Eno hat seit den frühen 1980er Jahren eine lange Reihe von Ambient-CDs oder –Downloads veröffentlicht. Dabei liegt es in der Natur des Konzeptes, dass der «Konsument» bequem mit einer beschränkten Auswahl von solchen Alben auskommt. Denn ganz dem Sinn der Musik entsprechend, hört er ja nie richtig hin, die Musik kann ihn also gar nicht langweilen, höchstens die Stimmung, die sie auslöst – und dann hilft nur der Sprung in eine andere Musik.