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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Porträt
  12/15
dossier: Brian Eno
Porträt

an, dass es Menschen gibt, die ‹real› sind und Menschen, die vorgeben, etwas zu sein, was sie nicht sind. Dazu kommt die Annahme, dass es moralisch irgendwie falsch sei, etwas vorzugeben. Für mich aber stellt Kultur einen Ort dar, wo man psychologische Risiken eingehen kann, ohne eine physische Bestrafung in Kauf nehmen zu müssen. Das führt mich zum Schluss, dass ich ‹pretending› in dieser Art als eine der wichtigsten Aktivitäten erachte, der wir nachgehen können.»

Über die Schubladen hinweg

In den 1980er Jahren hat sich Brian Eno vermehrt auch wieder der bildenden Kunst zugewandt, ganz im Sinne der multimedialen Experimente seiner Art College-Jahre. Seine kuriosen Installationen, die oft aus geometrischen Plastikformen bestehen, die in diversen Farben aufschimmern, und zu denen ambiente Klänge zu vernehmen sind, werden auf der ganzen Welt ausgestellt, in Grossbritannien aber selten. Der Schreiber dieser Zeilen hat den Installationen, die er gesehen hat, wenig abgewinnen können. Hingegen gehört eine von Eno im Frühling 1995 organisierte Installation* zu seinen vergnüglichsten «Kunst»-Erinnerungen überhaupt. Eno schaffte es, den Besitzer eines Lagerhauses in Wembley, London, davon zu überzeugen, dass dieser

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*Laurie Anderson / Brian Eno / The RCA Acorn Research Cell
4. April – 7. Mai 1995, «Self Storage», Acorn Storage Centre (ehem. Alcan Foil Factory), Wembley, © www.artangel.org.uk