Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
  4/5
gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

sowohl mit der Gestaltung von Covern und dem Vinyl selbst, wie von Geräuschen und musikalischen Konzepten in Zeiten ihrer problemlosen Speicherbarkeit. Einen Schwerpunkt gibt es naturgemäss in den sechziger Jahren, als die aufkommende Popkultur nicht nur das Vinyl zum Kultobjekt erhob, sondern auch Künstler zur Überschreitung ihrer Gattungs- und Ortsgrenzen inspirierte. So gibt es Boxen in Yves-Klein-Blau von Yves Klein, die Aktions Analytische Musik Otto Muehls, ziemlich «free-e» Versuche A.R. Pencks inklusiv selbstgestalteter Cover und experimentelle Musikanten von John Cage zu LaMonte Young. Auch ein paar Werke von John Lennon und seiner fluxusnahen Frau Yoko Ono sind dabei, und Andy Warhol natürlich, mit der Velvet Underground Banane, aber interessanterweise nicht dem Reissverschluss des zweitbesten Stones-Albums «Sticky Fingers» von 1970.

Warhols Feier der Künstlichkeit könnte man vielleicht als Anti-Beuys verstehen (wie Daniel Johnston ein Verfechter des Authentischen). Aber beide treffen sich natürlich in einer gewissen Rettung und dem Feiern der wirklichen Welt, von der sie zwar verschiedene Vorstellungen haben, deren unschöne Aspekte sie gleichwohl beide überwinden wollen. So offenbar – nachdem gleiches schon vor vier Jahren in einer Frankfurter Ausstellung angeregt worden war – nun auch die Idee im Hamburger Bahnhof, wo es direkt neben Beuys Warhols «Celebrities» zu sehen gibt, Fotos und Bilder von tatsächlichen und Warhol-Superstars. Natürlich ist auch Warhols Beuys-Siebdruck dabei, auch wenn der nicht so eindrucksvoll wie der monumentale Fünf-Meter-Mao, der am Kopfende der beiden schmalen Durchgangsräume hängt und bei dem mir immer, wenn ich ihn sehe, das Herz so seltsam aufgeht wie bei der hinreissenden Kuh-Serie. Leider hat man aber die meisten Sachen doch ein bisschen zu oft gesehen, und der Erkenntniswert hält sich in engen Grenzen. Und wie bei der derzeit in Frankfurt gastierenden Austellung von Takashi Murakami gibt es auch hier einen Shop, der Gebrauchskitsch aus Künstlermotiven anbietet. Weil sich ja hier die