lustigen Kreideformeln beschrifteten Tafeln der Ausstellung auf elegante Weise ziemlich durchgeknallt aussehen – der seltsam utopischen Archaik der grossen Holz-, Filz- und Kupferarbeiten, oder seines, wenn Sie erlauben, grossen Hits «Honigpumpe» aus rätselhaften Maschinenteilen, kann man sich nicht entziehen. Und erst recht nicht der letzten grossen Arbeit «Palazzo Regale», einem mausoleumsartigen Raum mit blinden, vergoldeten Spiegeln und grossen Vitrinen, in denen Stoffe und Stücke seines Kunstlebens bewahrt sind. Auch das umtriebige, fluxusinspirierte Aktionswesen wird gut dokumentiert, die tolle Zeit ab Mitte der Sechziger als man wie verrückt immer gleich Institute, Universitäten und Parteien gründete und damit die ganzen Institutionellen und Politiker verwirrte und zu peinlichen Reaktionen zwang.

Interessant wiederum, dass Beuys, der so gradlinig von eigenartigen Ideen zu einleuchtenden Werkstoffen kommt, eine derart bizarre Single aufnimmt wie «Sonne statt Reagan», auf der er, unterstützt von ein paar Deutschrockern, 1982 für den Weltfrieden, gegen Aufrüstung und den amerikanischen so genannten Way of Life ansang. Es gibt davon neben der Single ein TV-Video, das Beuys unrhythmisch tanzend mit Hütchen und in einer grauen Dschungelsafari- oder Kameramannweste mit vielen Taschen zeigt. Das Singlecover, ich habe es gerade überprüft, ist von ausgewählter Billigkeit: ein fetter atomkraftneindankefarbener Titel und eine grosse Signatur auf brauner Pappimitation.

Das begründet sicher, warum sie nicht neben seinen experimentellen Ausflügen in die Musik in einer sehr hübschen Ausstellung namens «High Fidelity» hängt. Die stellt in der Kunstbibliothek im Kulturforum sogenannte Künstlerschallplatten aus den Beständen des umtriebigen und geschmackssicheren Sammlers Egidio Marzona zusammen. Das sind eher ephemere, spielerische Werke, in denen sich avantgardistische Musiker und bildende Künstler mit dem Schallplattenformat beschäftigen. Also