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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#Polnische Reportagenschule
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literatur
Polnische Reportagenschule

unermüdlich Reportagen im Tagebuchstil (zurzeit ist er allerdings gerade im kanadischen Norden unterwegs). Selten hat jemand die inneren Widersprüche Russlands so packend beschrieben, wie Wilk: abseits der Metropolen Moskau und St. Petersburg, wo das orthodoxe bäuerliche noch neben dem imperialen Russland existiert, ersäuft das Volk sein Elend im Wodka, bar jedes Gemeinschaftssinns. Wilks Fazit: das russische Dorf hat sich bis heute nicht vom Kommunismus erholt.

Trotz aller Erfolge, die der polnischen Reportage beschieden sind, blicken die Reporter in eine ungewisse Zukunft. Auf die Frage, ob die Reportage auch im Internet – der aufstrebenden medialen Plattform – bestehen kann, antwortete Mariusz Szczygieł von der Wahlzeitung in einem Interview: «Nur dann, wenn man sie mit ergänzenden Angeboten verknüpft, zum Beispiel mit Audio- und Videodateien.» Zu schlecht werden die ins Internet gestellten Reportagen in reiner Textform gelesen. Da kann man nur hoffen, dass es sich die Reporter bald zur Gewohnheit machen, die Videokamera als ständigen Begleiter auf ihre Recherchen mitzunehmen.