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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#Sambal Oelek
  12/13
comic
Sambal Oelek

Oelek heute, der sehr schöne Band sei ein wenig überladen. Der Eindruck mag vielleicht deshalb entstehen, weil sich hier – der vielseitige Dufour war unter anderem auch Ingenieur – Hängebrücken, Eisenbahnen und Genfer Befestigungsanlagen quer über die Seiten hinziehen. Kostüme, das Blau des Genfer Sees, Feuerwerke und die Darstellung offizieller Anlässe verleihen dem Band trotz Kriegshandlungen und der Schilderung eines Bergunglücks am Säntis etwas Festliches.

Eine richtiggehend dekadente Spielerei treibt der ehemalige Hardcore-Marxist Oelek im Ausnahmewerk «Der rätselhafte Erasmus-Band», einer Auftragsarbeit zum Jubiläum «200 Jahre Erasmushaus der Bücher AG». Die fünfzehnseitige «Buchmalerei» bezieht sich inhaltlich auf spinnerte Seiten der Bibliophilie: unter Buchliebhabern kursiert das Gerücht, dass die Einbände gewisser Bücher aus gegerbter Menschenhaut gefertigt seien. Oelek erzählt nun in seiner Hommage von einem Buch, das im Erasmushaus auftaucht und dessen roter Einband das Wappen der Madame Pompadour ziert. Die – erfundene – Geschichte will, dass die nach dem Tode der Pompadour an deren Stelle gerückte Mätresse Du Barry Ludwig XIV dabei beobachtet habe, wie er den Band streichelte und an seine Wange drückte. Kurz: Oelek tut allen verrückten Bibliophilen erzählend den Gefallen, das Erasmus-Buch des Königs sei in die zarte Haut der Pompadour gebunden.