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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Kolumne von Ernst Molden, Wien
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gedankengang
Kolumne von Ernst Molden, Wien

Heimgefunden haben sie dann als schönstes Paar der Wiener Musik. Wenn sie eines ihrer oft langen und komplexen Stücke spielen, dessen Noten sie nicht selten auf irgendeinem Dachboden aufgestöbert haben, dann muss man weinen und anzüglich grinsen, dann fühlt man sich einsam wie im Weltall und aufgehoben wie in einer grossen warmen Hand, dann will man ganz weit weg und nirgendwo anders sein, und alles das zugleich oder doch in einer huschenden Abfolge von Gefühlen, wie sie sonst nur die Grottenbahn im Prater bereithält.

Ich habe mich jahrelang von der Wiener Musik ferngehalten, wiewohl sie liebend. Ihre unmittelbare Wirkung auf das Gemüt liess mich vorsichtig, sagen Sie ruhig: ängstlich werden, ich pflegte dem süssen Tod dieser Melodien gegenüber einen Argwohn wie einer bewusstseinserweiternden Substanz, deren Wirkung man immer erst nachher kennt.

Aber als wir dann sassen, der Herr Karl und der Herr Walther und ich, dazu noch zwei Gitarrenspieler, der Herr Robert aus Canterbury und der Herr Jimmy aus Queens, da gewann die Wiener Musik gegen meine Angst.

Jetzt hat sie mich voll und ganz, und wenn ich drunten in Südkreta von den beiden Herren erzählte, bekam ich augenblicksweise Heimweh.

Ernst Molden



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